Vor ein paar Wochen habe ich euch schon den Artemistempel von Sardes vorgestellt [klick hier], aber in dem heute kleinen Dorf gibt es noch mehr Antike: ein römisches Gymnasium und eine Synagoge. Die Synagoge zeige ich euch aber erst nächste Woche, um euch nicht in einer Bilderflut zu ertränken.
Die Römer nahmen die Stadt 133 v. Chr. ein und restaurierten nach einem großen Erdbeben das alte griechische Gymnasium um 200 n. Chr. Heute kann man immerhin noch die Fassade – ebenfalls restauriert – sehen. Für die, die es vielleicht nicht wissen: ein Gymnasium war in der Antike die Trainingsstätte für Sportler, davon ist auch das englische Wort “gym” für Fitnessstudio abgeleitet.
Für 8 Lira Eintritt (das Ticket gilt auch für den Tempel) kann man lange über das große Gelände schlendern und die vielen Überreste aus der Antike bestaunen. Ich nehme an, dass man viele Sklaven gebraucht hat, um so große Gebäude zu errichten.
Im Gegensatz zu heute war Sardes eine große, florierende Stadt mit 100.000 Einwohnern, die Rom schon im Ersten Mithridatischen Krieg heldenhaft unterstützte und auch Waffen für das Römische Reich herstellte. Damals gab es neben den vorgestellten Gebäuden auch noch Tempel für Augustus und Gaius Caesar, römische Bäder und ein Aquädukt.
Heute ist davon nicht mehr viel erhalten oder vielleicht nur noch nicht restauriert? Hinter der Fassade des Gymnasiums kann man das alte dazugehörige Schwimmbecken sehen – wobei ich hoffe, dass es damals tiefer war.
Ich bin immer wieder überrascht und finde es äußerst schade, wie leer diese archäologischen Stätten in der Türkei meistens sind – und wir waren an einem Sonnabend dort. Zum Tempel kam immerhin ein Reisebus voll deutscher Touristen gefahren, aber auf dem riesigen Areal des Gymnasiums waren wir fast alleine.
Vielleicht ist es für die Türken aber auch nicht so etwas Besonderes, weil sie überall antike Stätten haben, während wir Deutsche doch immer wieder von der Größe und Pracht der Gebäude überrascht werden?! Oder weil man am Wochenende auch gerne mal zu Hause bleibt, anstatt ständig in seiner eigenen Umgebung Museen zu besuchen (ich habe in zwei Jahren Düsseldorf auch nur ein einziges Museum von innen dort gesehen – mit einem Schülerausflug)?! Oder liegt ein Teil des Desinteresses daran, dass die Antike den Griechen und Römern gehört, die Türken aber aus der asiatischen Steppe kamen und deshalb diese Vergangenheit nicht die ihre ist – und auch heute nur wenige darüber nachdenken, dass sich die Völker gaaaanz eventuell gemischt haben und die Bevölkerung heute nicht zu 99 % rein steppentürkisch ist?!
Was auch immer die richtige Antwort ist, ich finde, die Menschen sollten diese großartigen Stätten viel häufiger besuchen und Sardes hätte mehr Aufmerksamkeit definitiv verdient. Es ist einfach ein so idyllisch gelegenes Dorf am Bergfuß, inmitten von großflächigen Wiesen und ein paar Feldern – aber die drei großen antiken Stätten zeigen auch heute noch die einst so große Pracht und Bedeutung der antiken Stadt.
© janavar
Ich glaube, Du könntest mit allen Vermutungen recht haben. Die Türken könnten die griechischen und römischen Reste vielleicht nicht als ihre Vergangenheit ansehen oder auch nur zu bequem für einen Besuch sein.(Ist ja gleich um die Ecke, d.h. kann man immer noch mal machen.) Was mich immer wieder erstaunt ist, wie nah die Türkei einst Europa war und wie sehr Zentrum des damaligen Weltgeschehens.
Danke für die tollen Fotos!
Die alten Griechen hatten es eben drauf 😀 und die Römer und die Byzantiner … ja, und irgendwann ging es irgendwie abwärts …