Nach einer stressigen Phase – daher auch die Schreibpause – begannen vor einer Woche meine lang ersehnten Winterferien. Zwei Wochen absolut frei, keine Korrekturen, keine Examensvorbereitungen, kein Umzug, das hatte ich das letzte Mal etwa Weihnachten 2009. Daher freute ich mich riesig, mit zwei Freundinnen für fünf Tage wegzufahren. Wir wollten raus aus Istanbul, aber nicht zu weit, wollten Neues sehen, aber auch Entspannung. So fiel unsere Wahl auf Iznik und Bursa.
Am Montag früh schlitterten wir voll mit Freude und noch voller mit Gepäck über den vereisten Taksimplatz und fuhren im Minibus zum Fähranläger in Yenikapı, denn unsere Reise sollte mit einer neuen Bootsfahrt übers Marmarameer beginnen. Dass wir alles Glück der Welt für unsere Ferien hatten, merkten wir, als wir die drei mittleren Plätze der ersten Reihe im Schiff erhielten und so während der Fahrt bei einem Gläschen Tee und einem warmen Käsesimit den Sonnenaufgang überm Meer beobachten konnten. Wir überlegten, wie sich unsere fantastische Reise gestalten würde – stundenlanges Herumliegen in den heißen Thermalquellen Bursas, vielleicht ein kleiner Abstecher in den Schnee auf dem Uludağ und natürlich ein wenig Souvenirshoppen. “Vielleicht gibt es die typischen Iznik-Kacheln als Ohrringe.”, warf ich ein und wir lachten uns schlapp.
Als wir in Yalova ankamen, war ich überrascht, hohe Berge zu sehen. Mir war zwar klar, dass der Uludağ ein etwa 2.500 m hoher Berg in der Nähe Bursas war, aber in meiner Naivität (ich habe meine Eltern immer vom Urlaub am Meer überzeugt) war ich davon ausgegangen, dass es sich eben nur um einen Berg handelte, nicht um ein ganzes Gebiet voller schneebedeckter Berge. Aber Yalova sah trotzdem nett aus und mit unseren aufgeschnallten Trekkingrucksäcken wanderten wir einmal durch das Städtchen, das zwar über 90.000 Einwohner hat, gegen Istanbul aber sehr beschaulich und übersichtlich wirkt. Nach den äußerst haarigen Palmen am Wasser – die sahen aus wie ein alter Mann – fanden wir das Stadtzentrum und stürzten uns in den ersten Billigschmuckladen, wo es fantastische Kachelohrringe gab, was ganze Lachsalven bei uns auslöste. Jede von uns kaufte sich ein Schmuckset, bevor wir über den Basar schlenderten. Im Vergleich zu denen im Istanbuler Zentrum gab es dort vor allem praktische Dinge und Lebensmittel. Wir bewunderten die schönen Fleecedecken, die fast attraktive Unterwäsche, Jogginghosen in den Farben der großen Fußballvereine, große Granatäpfel und praktische Fliegenklatschen. Zum ersten Mal sah ich sogar Stöpsel und ärgerte mich, dass ich keine kaufen konnte, weil ich die passende Größe nicht wusste.
Vom Basar liefen wir zurück zum Busbahnhof direkt am Fähranleger und bestiegen einen Dolmuş zu unserem eigentlichen ersten Ziel, Iznik. Auf der Fahrt durch die sonnenbeschienenen Berge wurde ich schläfrig, aber meine Neugierde überwiegte, so dass ich durch meine Sonnenbrille beobachtete, wie in einigen Gegenden Schnee lag, dass der Izniksee auf den ersten Blick aussah wie ein endloses Meer und dass überall stattliche Olivenbäume standen. In der Ferne sah ich einige kleine Dörfer und auch Iznik selbst wirkte sehr klein und verschlafen, als wir am (einzigen) Kreisverkehr in der Ortsmitte, direkt am Atatürkdenkmal ausstiegen. Wir gingen durch die kopfsteingepflasterten Gässchen zu unserem Hotel, das direkt am See lag und bewunderten den Seeblick von unserem Dreibettzimmer heraus – das war, bevor wir feststellten, dass die Badetür sich nicht schließen, sondern einen breiten Schlitz ließ, und dass die Dusche in fünf von sechs Fällen kalt blieb. Aber vorerst wussten wir nichts davon und spazierten fröhlich und mit deutlich weniger Gepäck ein Stück am See entlang und dann durch die Reste eines der antiken Stadttore zurück in die Stadtmitte, wo wir den Mann in der Touristeninformation in seinem etwa fünf Quadratmeter großen Holzhüttchen beim Zeitungslesen störten. Er führte uns in die Hagia Sophia aus dem vierten Jahrhundert, die allerdings von außen beeindruckender aussah als von innen. Vielleicht lag es aber auch an der kaum verständlichen englischen Erklärungstafel, der laut klickenden Videokamera und dem saftigen Eintrittsgeld von sieben Lira für Ausländer (drei für Türken).
Anschließend jedenfalls gingen wir direkt zum Mittagessen und diskutierten bei einem Teller guter Fischsuppe und einigen Blicken in den Reiseführer unser organisiertes Vorgehen bei der Eroberung Izniks. Dazu aber mehr im nächsten Blogeintrag …
© janavar
(erstmals veröffentlicht am 5. Februar 2011)