Die beliebtesten türkischen Urlaubsziele der Deutschen liegen am Mittelmeer und der Ägäis. Die etwa 1.300 km lange Schwarzmeerküste im Norden ist hingegen nicht so bekannt bzw. touristisch wenig erschlossen. Daher gibt es am Schwarzen Meer viel leerere Strände und ruhigere Orte. Nur am Wochenende wird es in den kleinen Städten in der Nähe Istanbuls voll, wenn alle zum Meer wollen.
Eine dieser Städtchen ist Şile [sprich: Schie-le], das rund 70 km vor der großen Stadt auf dem asiatischen Kontinent liegt. Wir sind am Samstagabend dorthin gefahren und wie auch schon im letzten Jahr finde ich die Kleinstadt mit ihren knapp 10.000 Einwohnern ganz bezaubernd. Wenn man erst einmal einen Parkplatz gefunden hat und der Lieblingsmensch mit meiner großartigen Einweisehilfe nach einer halben Stunde endlich eingeparkt hat :-D, kann man durch die Fußgängerzone, die aus einer längeren Straße mit ein paar Plätzen besteht, spazieren.
Uns begrüßte eine relativ zahme Möwe, die extra für meine Kamera poste:
Ich mag Möwen total gerne. Ich finde sie ziemlich hübsch. Von Weitem wenigstens. Ansonsten finde ich Vögel eher iieeehh. Und ja, auch mich hat schon eine Möwe in Warnemünde “getroffen”, doppel-iiiieeehhhhhh!
Überall gibt es kleine Cafés und Restaurants, die Terrassen mit Blick zum Hafen haben. Die Preise sind gemäßigt und frischer Fisch schmeckt immer gut. Fast alle bieten typisch türkische Gerichte an. Wir hatten Glück, einen Tisch direkt am Rand zu bekommen, so dass wir quasi in der ersten Reihe die Sonne über dem Meer untergehen sehen konnten.
Nach dem Fisch waren wir noch Eisessen an der Eisdiele “Balkan” und, auch wenn es davon kein Foto gibt, ihr könnt mir glauben, dass es supermegalecker war! Die Eisverkäufer stellen ihr Eis selbst her und ich hatte mich für die Sorten Esskastanie und Cookie entschieden. Mit 1 Lira pro Kugel war das Eis auch nur halb so teuer wie in Istanbul.
Als die Sonne untergegangen war, sind wir einmal durch den Hafen gegangen, wo es auch eine zur Zeit eingezäunte Burgruine gibt. Eine Seilbahn hängt auch dort, wird aber nicht benutzt, glaube ich.
In Şile selbst gibt es auch Strände, an denen war ich aber noch nicht. Einige meiner Kollegen jedoch schon und die haben sie für gut befunden. Weil sie auch kein Auto haben, sind sie von Istanbul mit dem Bus nach Şile gefahren.
Wir lagen stattdessen am Wochenende am Strand in Doğancılı [sprich: Do-an-dschi-li], ein Dorf, das etwa 20 km von Şile entfernt ist. In dem Dorf hat Familie Lieblingsmensch nämlich ihr Sommerhaus und bis zum Strand sind es nur 100 oder 200 Meter – ich kann so furchtbar schlecht schätzen, auf jeden Fall dauert es zu Fuß maximal 5 Minuten.
Mit dem Auto sind auch viele Tagesausflügler gekommen und haben den Strand neben den Dorfeinheimischen und den Sommerhausurlaubern bevölkert. An den meisten Stellen ist der Strandsand hier hell und fein. Das Wasser hingegen war, für mein Empfinden wenigstens, noch kühl, was vor allem daran liegt, dass das Schwarze Meer starke Strömungen und auch Strudel hat. Deshalb kann man nie weit hinaus schwimmen, darauf achten auch die permanent anwesenden Rettungsschwimmer. Im Gegensatz zur Ägäis und zum Mittelmeer muss man hier viel mehr aufpassen.
Weil ich eine alte Frostbeule bin, habe ich am Sonnabend nur unter unserem Sonnenschirmchen gelegen und mich aufgewärmt. Am Sonntag habe ich es aber auch geschafft, gleich zweimal zu schwimmen, was mich immer wieder eine große Überwindung kostet – wir sprechen von 23 °C Wassertemperatur. Ich frage mich ernsthaft, wie ich bis vor meinem Umzug vor drei Jahren jedes Jahr freiwillig und ohne viel Zaudern in der Ostsee baden konnte?!
Interessant fand ich auch, dass viele Familien ihren halben Hausstand mit an den Strand bringen. Sie bauen ihre Zelte und Pavillons auf, stellen Sofas und Tische hin und dazu Massen an Essen. Wir hingegen sind pünktlich zu den Mahlzeiten wieder zum Sommerhaus gegangen – frische Luft macht schließlich hungrig und ohne Sand im Essen schmeckt es noch besser ;-).
© janavar
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