In der letzten Woche habe ich euch bereits Myra vorgestellt als die Stadt, aus der der Nikolaus kommt [klick]. Die kleine Stadt mit ihren heute nur 16.000 Einwohnern, die jetzt Demre heißt, hat aber für die Besucher tatsächlich noch viel mehr zu bieten, nämlich wunderschöne Überbleibsel aus der Antike – als Myra eine der wichtigsten und größten Städte des Lykischen Bundes war, so vor etwa 2.000 Jahren. Davon kann man heute neben antiken Stätten etwas außerhalb des Ortes noch die Felsengräber und das alte römische Amphitheater sehen.
Als wir im Oktober in Antalya waren, durfte ich meinen Reiseführer durchblättern und vorschlagen, wohin wir einen Tagesausflug unternehmen würden – und von den vielen Sehenswürdigkeiten in Myra war ich sofort begeistert. Ich schaue mir gerne antike Stätten an (ich weiß, da wärt ihr nun fast gar nicht drauf gekommen … ^^) und die Stadt ließ sich gut mit dem Auto erreichen. An unserem einzigen Regentag im Urlaub sind wir also gen Westen gefahren – das Auto hat übrigens 100 Lira Tagesmiete gekostet – und haben uns vom Wetter keineswegs abschrecken lassen. Eher von den Wegweisern in Myra selbst, die leider nicht immer ganz klar sind und häufiger mal in die falsche Richtung zeigen. Leichter ist es, den großen Reisebussen zu folgen, die riesige Touristengruppen von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten karren.
Die Felsengräber und das Amphitheater liegen direkt nebeneinander und kosten nur einmal Eintritt. Beide sind absolut beeindruckend. Wiederentdeckt wurden die Felsengräber erst 1840, als sie angeblich noch bunt angemalt waren. Inzwischen sind sie farblos und leer, weil ausgeraubt. Dennoch kann man die einstige Pracht an den noch vorhandenen Details gut erkennen. Sicherlich war es nicht so einfach, die Gräber in die Felswände zu schlagen. Auf den ersten Blick sahen die Gräber für mich wie prunkvolle Behausungen in einem Berg aus, wie in Fantasygeschichten beispielsweise. Vielleicht ging meine Fantasie aber auch einfach nur mit mir durch und ich hätte mich gerne als Prinzessin gesehen, deren langer Rock im Bergwind weht …
… und direkt nebenan besucht die kleine Prinzessin ihr persönliches Amphitheater und lässt täglich etwas anderes aufführen. Mal Theater, mal Debatten. Oder sie stellt sich selbst in die Mitte und das gesamte Publikum muss ihr zuhören, egal ob sie politische Reden hält oder Trinklieder singt – weil eine Prinzessin nun einmal alle Wünsche erfüllt bekommt.
Zurück zur Realität, bevor ich meine Leser ganz verschrecke: das Amphitheater war das größte in ganz Lykien. Auch heute ist es noch sehr gut erhalten – dabei war es 141 n. Chr. durch ein Erdbeben zerstört worden und wurde dann wiederaufgebaut.
Alle 38 Sitzreihen, aber auch einige Gänge sowie Inschriften sind noch erhalten. An verschiedenen Stellen finden sich Theatermasken und mythologische Szenen, mit den das Theater dekoriert war. Direkt oberhalb des Theaters ist ein weiteres Felsengrab. Ich fand es toll, dass man überall herumlaufen und alles ganz genau angucken kann. Eigentlich ist es so gut erhalten, dass man es durchaus noch nutzen könnte. Dazu habe ich aber keine Informationen gefunden. In Bodrum beispielsweise wurde das antike Theater restauriert und wird heute wieder für Veranstaltungen genutzt.
Ich war nach dem Besuch dieser zwei Sehenswürdigkeiten vollkommen begeistert, auch wenn das Wetter an dem Tag etwas bescheiden war. Andererseits macht es zumindest mir wenig Spaß, mich bei 30 °C schwitzend überhaupt zu bewegen, daher war das alles schon ganz gut so. Eigentlich sind wir erst hiernach zur St.-Nikolaus-Kirche gefahren. Dort haben wir auch erst Mittag gegessen in einer kleinen Lokanta. Speziell bei diesen antiken Stätten sind die Preise sehr hoch für Getränke, Snacks und die angebotenen Souvenirs. Bei Postkarten sollte man aber schnell zuschlagen, so viele werden nicht verkauft, weil wahrscheinlich außer den deutschen Touristen kaum noch jemand welche schreibt. Wir haben natürlich gleich eine ganze Menge mitgenommen. Ich wollte doch unbedingt meiner Patentochter eine Karte mit dem Nikolaus und den schönen antiken Gräbern schicken (ich glaube, dass das Gräber sind, versteht sie noch nicht und bestimmt hat sie mindestens so viel Fantasie wie ich).
Wenn ihr ganz genau auf das letzte Bild schaut, könnt ihr vielleicht noch einige Felsengräber erkennen, die sich in dem Berg befinden.
© janavar