Es ist schon spät, aber zum Glück nicht zu spät für meinen Turkey Tuesday. Hier geht es mal wieder drunter und drüber. Seitdem mich fremde Leute wie meine Augenbrauenwaxerin darauf ansprechen, dass ich so müde aussehe, als würde ich gleich umkippen, bemühe ich mich um etwas Ruhe, aber das ist gar nicht so einfach, wenn so viel Arbeit auf einmal ansteht. Heute habe ich aber eine wichtige Aufgabe erledigt und widme mich nun vorm Schlafengehen meinem kleinen, seit einer Woche leicht vernachlässigten Blog.
Dabei freue ich mich seit Wochen auf diesen Post, denn in drei Tagen ist ja schon Nikolaustag und im Oktober haben wir in unserem Urlaub in Kiris einen Tagesausflug nach Demre unternommen. Die Kleinstadt hieß früher Myra und ist berühmt, weil der orthodoxe Bischof Nikolaus dort im 4. Jahrhundert nach Christus dort arbeitete und wirkte. Und ich bin ein riesiger Fan vom Nikolaus und seinem Bruder, dem Weihnachtsmann – daher war ein Besuch der Kirche Pflicht!
Also haben wir nach einigen Wegfindungsproblemen die St.-Nikolaus-Kirche besucht, die aus dem 5. Jahrhundert stammt. Von außen ist zur Zeit leider nicht so schön anzusehen, weil sie restauriert wird. Gleichzeitig finden auch archäologische Ausgrabungen statt. Innen aber haben wir die alten Wandmalereien bewundert und sind durch die verwinkelte kleine Kirche gewandelt.
Die Kirche war trotz des relativ hohen Eintritts – ich habe leider keine Zahl in Erinnerung (15 Lira? 20 Lira?), weil ich mit meiner türkischen Museumskarte “umsonst” hineinkam, weiß aber, dass ich mich etwas geärgert habe, dass aus so einer religiösen Stätte Profit geschlagen wird – sehr gut besucht. Vor allem russische Touristen pilgern dorthin, weil der Nikolaus als Schutzpatron des russischen Volkes gilt und auch eine wichtige Rolle für die orthodoxen Christen spielt.
Dabei ist der Sarkophag des Heiligen leider leer, weil süditalienische Kaufleute seine Gebeine im 11. Jahrhundert raubten und nach Bari brachten – allerdings um sie vor den sich nähernden Seldschuken zu retten. Die Türken fordern die Gebeine heute zurück, bisher aber erfolglos. Der Sarkophag ist übrigens das einzige in der Kirche, das durch Glas geschützt ist.
Wie gesagt haben uns vor allem die alten Wandmalereien beeindruckt. Auch wenn der Nikolaus auf ihnen noch nicht wie die heutige Vorstellung aussieht. Die aber steht dann draußen im Garten als moderne Statue. Hier trägt der Mann einen Sack mit Geschenken und wird von Kindern umringt.
Außerdem gibt es vor den Toren der Kirche eine Menge Souvenirshops, die vor allem auf die orthodoxen Touristen ausgerichtet sind. Sie bieten neben zahlreichen Ikonen aber auch Nikolausschneekugeln und -matroschkas und eine Menge Kleinkram. Ich habe noch mein Foto mit dem Weihnachtsmann – oder soll es Santa Claus sein? oder der Nikolaus? – bekommmen.
Tja, und nun ist am Freitag schon Nikolaustag. Und ich befürchte, dass ich wieder einmal nichts in meinem Schuh finden werde, nicht einmal ein kleines Stückchen Schokolade, weil der Lieblingsmensch diesen wunderschönen Brauch überhaupt nicht kennt – so wichtig der Nikolaus bei den Christen und mitteleuropäischen Atheisten ist, so unwichtig ist er bei den Muslimen – und jeden schönen Bericht von mir darüber irgendwie überhört. Manchmal sind Männer einfach zu resistent, meiner zumindest …
Wie ist es bei euch, findet ihr am Nikolausmorgen noch etwas im Schuh? Oder ist das Kindersache?
© janavar
Ich habe dem Nikolaus Bescheid gesagt, dass ich umgezogen bin. Also hat er mich auch in Gestalt eines Päckchens meiner lieben Mama gefunden. Wenn Luigi sich bis heute Abend artig verhält, dann stecke ich vielleicht auch etwas davon in seinen Schuh. ;)))
Ich nehme an, dass die Italiener Nikolaus auch nicht so wie wir feiern? Aber du hast mich erinnert: meine Eltern haben mir schon im Urlaub etwas zum Nikolaus geschenkt, ich wurde gar nicht ganz vergessen. Danke, liebe Corinna!!!