Der Ort, den ich heute vorstelle, ist wunderschön und völlig friedlich. Dorthin könnt ihr trotz aller Unruhen jeder Zeit fahren: es handelt sich um den Ferienort Çeşme, der ganz im Osten auf der gleichnamigen Halbinsel in der Nähe der Stadt Izmir an der Ägäis liegt. Nur 7 km übers Meer entfernt liegt die griechische Insel Chios.
Wir waren innerhalb von zwölf Monaten zweimal in Çeşme, im letzten Jahr zu einem Tagesausflug von Izmir aus, vor fast zwei Wochen mit einer Übernachtung von Sonnabend auf Sonntag.
Çeşme, das vor zehn Jahren nur wenigen bekannt war, hat sich sehr schnell entwickelt und ist ein beliebtes Urlaubsziel geworden. Am Wochenende kommen die Bewohner des fast 100 km entfernten Izmirs mit Reisebussen und bevölkern die Strände. Im Sommer ist die Halbinsel sowieso beliebt, schon weil trotz der Hitze hier immer ein kleines Lüftchen weht. Deshalb gibt es hier auch extra Strand- bzw. Meeresabschnitte zum Windsurfen.
Ich mag Çeşme sehr gerne, denn es ist so ein entspannter, offener Touristenort. Überall gibt es kleine Cafés, Kneipen und Gaststätten mit ganz frischem Essen. Am Sonntag zieht sich durch viele Straßen des eigentlich kleinen Städtleins ein Markt voll mit knackigem Obst, Gemüse, frischen Eiern und selbst geschleudertem Honig aus der Umgebung.
Besonders am Abend kann man hier sehr nett spazieren gehen, weil der ganze Ort in der kühleren Dunkelheit auflebt. Man kommt immer wieder an dem Hauptplatz vorbei, auf dem man schön unter Palmen sitzen kann.
Auf dem Platz fällt sofort das große Atatürk-Denkmal auf, generell ist die türkische Ägäisküste sehr kemalistisch eingestellt.
In der Nähe, in der ehemaligen griechisch-orthodoxen Kirche “Ayios Haralambos” aus dem 19. Jahrhundert finden Kunstausstellungen und Handarbeitsmärkte statt. An der Decke kann man immer noch einige Kirchenmalereien entdecken, auch wenn häufig die Gesichter fehlen, weil sie geweißt wurden.
Was ich leider bisher nur von außen ansehen konnte, ist das Çeşme Kalesi, die Çeşme Burg, aus dem 16. Jahrhundert. Genua hat die Burg erbaut, bevor Sultan Beyazit sie nutzte, um die Küste gegen Piraten zu verteidigen. Inzwischen liegt die Burg mitten im Ort, links davon gelangt man auf die lange Uferpromenade, rechts zur neu ausgebauten Marina mit vielen Restaurants und Geschäften.
Çeşme ist übrigens sehr gut erreichbar, schon vom Flughafen Izmir gibt es einen Reisebus direkt dorthin, aber auch von Izmir kann man täglich viele Reisebusse nehmen. Auf der Halbinsel selbst gibt es viele Minibusse, die man für wenig Geld benutzen kann. Die bringen einen auch an die verschiedensten Strände. Aber Çeşme ist kein billiger Urlaubsort, die Hotels werden gerade zur Hochsaison ziemlich teuer und die schönsten, nicht überfüllten Strände sind privat und kosten etwa zwischen 10 und 60 Lira Eintritt. Mit einem kleinen Budget kommt man hier leider nicht weit.
Dafür gibt es hier aber keinen Massentourismus, keine billigen Discos, sondern viel Ruhe, kleine bis mittelgroße Beachclubs und zum Glück immer noch viel freie Fläche. Wir sind hier total gerne geschwommen, das Wasser hat auch Anfang Juni schon mehr als 20 °C, außerdem ist es sehr sauber. Im absoluten Hochsommer ist es wohl wie überall an der südlichen Türkeiküste so warm wie eine Badewanne und liefert keine richtige Abkühlung mehr.
Wir werden bestimmt wieder dorthin fahren, weil uns der Ort und die Halbinsel so gut gefallen. Bei unserem letzten Aufenthalt haben wir im “Eren Hotel” übernachtet, das zwar sehr einfach, aber sauber und zweckmäßig ist. Die Besitzer sind unglaublich kommunikativ und sahen für mich aus wie meine Vorstellung von antiken Griechen. Am besten war das große Frühstück.
Vielleicht kommen wir sogar in diesem Sommer noch einmal nach Çeşme, weil wir ja verschiedene griechische Inseln besuchen wollen und am Ende könnten wir die Fähre von Chios zurück auf die Halbinsel nehmen.
© janavar
Sehr einladende Fotos! 🙂 … und beim nächsten Besuch schaffst Du es vielleicht auch in die Burg.