In mir herrscht weiter der unbändige Wunsch nach viel viel Entspannung, weshalb ich meinen Lieblingsmenschen genötigt habe, mit mir das diesjährige Opferfest, das in der zweiten Hälfte der nächsten Woche stattfindet, in einem All-inclusive-Hotel in der Nähe Antalyas zu verbringen. In Istanbul liebe ich meine Ausflüge ins Fitnessstudio im wunderschönen Astoria.
Das Astoria ist ein typisch modernes Istanbuler Gebäude. Unten gibt es ein Shoppingcenter, ein Stockwerk ist voller kleiner Restaurants und einem Kino, es gibt ein Fitnessstudio, Büros und Wohnungen. Das Gebäude, das von innen übrigens ganz hell ist, gehört zu Kempinsky und schreit eigentlich Luxus, Luxus, Luxus. Trotzdem (oder gerade deswegen *hust*) habe ich mit einer Freundin im Januar dort im Fitnessstudio angemeldet. Es ist zwar schweineteuer, aber nicht teurer als die anderen sehr guten Studios in Istanbul und zu zweit konnten wir den Preis zum Glück etwas herunterhandeln. Ich liebe, dass ich immer zwischen Sportgeräten (das Laufband ist meins), Kursen (eher nicht so mein Ding), einem Swimmingpool (genau das Richtige für mich Sonntagsschwimmerin) oder auch einfach nur Entspannung im Whirpool (ich <3 große Badewannen), in der Sauna oder Dampfsauna (gut für meine Nasennebenhöhlen) wählen kann. Was mir nicht klar ist, ist, wie sich das Fitnessstudio rechnet, denn immer wenn ich da bin, ist es ziemlich leer. Aber ich glaube, ich gehe nie zu den Istanbuler Stoßzeiten.
Generell fühle ich mich schon wie in einer anderen Welt, sobald ich nur die Metro an der Station “Gayrettepe” durch den Ausgang “Esentepe” verlasse und die knapp zehn Minuten zum Astoria gehe. In dem Viertel laufen fast alle in schicken Arbeitsoutfits herum, d.h. Männer mit Anzug und Krawatte, Frauen im kleinen Schwarzen oder im schwarzen Kostüm und immer mit Highheels. Es gibt hier viele Anwaltsbüros und Banken. Ich fühle mich hier immer etwas underdressed, schon allein weil ich meistens in Ballerinas herumlaufe (Randbemerkung: ich reise häufig mit flachen Schuhen durch Istanbul, habe aber auf der Arbeit ein Paar Highheels stationiert).
Als ich die Fotos aber gestern am frühen Abend geschossen habe, waren doch auch mal einige Menschen legerer unterwegs. So wie dieses Viertel stelle ich mir New York vor. Leider war ich noch nie da würde aber supergern hin und habe festgestellt, dass die Flüge in den Winterferien ziemlich günstig sind und sollte mein Geld auch lieber für die Bafögrückzahlung sparen, aber in den Filmen und Serien sehe ich ein ähnliches Bild wie in Esentepe. Nur eben ohne die Moscheen.
Manchmal kann ich hier auch Teenager sehen, die wie aus “Gossip Girl” entlaufen aussehen. Und das mitten in Istanbul. Es ist schon seltsam, dass jedes Viertel hier wirklich so unterschiedlich sein kann. Die ganzen Businessleute laufen eher gestresst herum, der Verkehr staut sich fast immer, aber ich mag meine wenige Zeit dort. Niemand quatscht mich von der Seite an oder greift nach mir und die vielen neuen Gebäude mit den riesigen verglasten Fassaden geben mir das Gefühl, dass Istanbul absolut eine moderne Weltstadt ist, wo alles möglich ist – hm, außer vielleicht im Astoria oder einer anderen der vielen neugebauten “Residenzen” zu wohnen, denn ich befürchte, die Mietpreise liegen jenseits von Gut und Böse.
© janavar
Sieht sehr schön aus 🙂
Ist es, v.a. bei dem schönen Wetter. Hier ist immer noch Sommer :-). Aber bei Schneefall sieht dieser Stadtteil auch super aus, irgendwie unwirklich.
Lustig: Ganz in der Nähe davon habe ich gewohnt. Das bringt Erinnerungen. Ich war oft im Astoria, meist wegen der Reinigung im UG, aber es gibt ja auch noch Restaurants, ein Kino und so viele Läden. Ach ja, und natürlich einen Starbucks mit schöner Aussicht, in dem ich öfter mal morgens saß, um heimlich etwas ganz Untürkisches zu trinken.
Allerdings war das Teil oft auch ziemlich leer, so dass ich mich manchmal gefragt habe, wie die ganzen Ladeninhaber jemals ihre Kredite zurückzahlen wollen.
Ich habe auch gelesen, dass sie das Shoppingcenter selbst vielleicht wieder schließen und das Astoria nur als Büro- und Wohnkomplex nutzen. Da wohnen muss toll sein, für mich liegt es leider zu ungünstig, um zur Arbeit zu kommen.
Damit hatte ich schon gerechnet damals. Die gähnende Leere war einfach etwas zu auffällig. Und ja: Dort zu wohnen ist bestimmt ziemlich hammermäßig.