Literatur made in Germany

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Goethe und Schiller vorm Nationaltheater in Weimar

Teil 4 meiner Deutschlandwoche dreht sich um Literatur. In der deutschen Kultur gibt es seit dem Mittelalter wichtige Autoren bzw. deren Werke, das Nibelungenlied, Walther von der Vogelweide, später Martin Luther, Lessings Dramen der Aufklärung, Goethe und Schiller, die Gebrüder Grimm mit ihrer weltbekannten Märchensammlung …

Mit insgesamt zehn Preisträgern für den Nobelpreis für Literatur teilen wir Deutschen uns den vierten Platz mit Schweden. Gewonnen haben ihn Theodor Mommsen (1902), Rudolf Eucken (1908), Paul Heyse (1910), Gerhart Hauptmann (1912), Thomas Mann (1929), Hermann Hesse (1946), Nelly Sachs (1966), Heinrich Böll (1972), Günter Grass (1999) und Herta Müller (2009). Hättet ihr’s gewusst? Ja, ich auch nicht.

Meine deutschen Lieblingsschriftsteller haben den Preis leider nicht gewonnen. Wenn ich darüber nachdenke, bevorzuge ich vor allem Autoren und ihre Werke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Speziell die der Neuen Sachlichkeit. Ich will jetzt auch nicht in der Tiefe der Literaturgeschichte versinken, aber ich mag an dieser Strömung, dass der Erzähler ein Beobachter bleibt und alles neutral und realistisch berichtet, dass die Autoren aber trotzdem scheinbare Alltagssituationen kreativ und bis ins Detail durchkomponiert verarbeitet haben.

Abgesehen von seinen Kinderromanen lese ich von Erich Kästner gern seine Kindheitserinnerungen und seine kritischen Gedichte. Und ich liebe Bertolt Brecht, der das epische Theater entwickelt hat. Noch mehr mag ich seine “Geschichten vom Herrn Keuner”, eine Parabelsammlung. In jeder Parabel geht es um Herrn Keuner, der mit einem Problem konfrontiert wird und dazu seine Meinung äußert. Am bekanntesten ist sicherlich “Wenn die Haifische Menschen wären”.

Mein absoluter Lieblingsschriftsteller ist aber Hans Fallada, der trotz (oder gerade wegen?) seiner Drogenabhängigkeit fantastische Romane wie “Kleiner Mann – was nun?”, “Wolf unter Wölfen” und “Jeder stirbt für sich allein” schrieb. Wegen dieser Erzählungen bin ich beispielsweise fasziniert vom Berlin der 1920er Jahre – und das obwohl er die Probleme der kleinen Leute darstellt. Ich wäre in Krisensituationen auch gern wie Lämmchen aus “Kleiner Mann – was nun?”, die über sich hinaus wächst und alles in den Griff bekommt. Schon als Kind hat mir meine Mutter immer die Märchen aus Falladas Kinderbuch “Geschichten aus der Murkelei” vorgelesen. Am besten in Erinnerung ist mir die “Geschichte vom verkehrten Tag”, an dem die Mutter aufwacht und wirklich alles umgedreht funktioniert. “Murkel” heißt wiederum auch Lämmchen ungeborenes Kind und ich finde die Bezeichnung ganz hinreißend.

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Ein anderer Autor, Ulrich Plenzdorf, hat nicht nur das Drehbuch zur Verfilmung von Falladas “Der Trinker” geschrieben, sondern auch eigene beachtenswerte Werke. Am besten bekannt ist wohl “Die neuen Leiden des jungen W.”, in dem Herr Wibeau nach dem Tod seines 17-jährigen Sohns Edgar versucht, diesen kennen zu lernen, indem er wichtige Personen aus seinem Umfeld befragt.

Mein absolutes Lieblingsbuch ist seine “Legende vom Glück ohne Ende”, deren Grundlage der wunderschöne Film “Die Legende von Paul und Paula” ist. Auch das Drehbuch hat Plenzdorf geschrieben. In dem 1973 erschienenen DDR-Film geht es um Paula, die sich immer in die falschen Männer verliebt und zwei Kinder mit verschiedenen Vätern hat, und um Paul, der sich die schönste, aber leider auch ungebildete Frau vom Jahrmarkt angelt und in seiner Ehe unzufrieden ist. Als Paul und Paula sich eines Abends in einer Tanzbar treffen, beginnen sie eine Affäre – die nach einigem Drama zu einer weiteren Schwangerschaft führt.

Das Buch wiederum erzählt die Filmhandlung und führt die Geschichte nach der Geburt des gemeinsamen Kindes, bei der Paula stirbt, weiter. Wie Paul mit der Situation nicht umgehen kann. Wie eines Tages eine Frau auftaucht, die genau wie Paula aussieht … Ich kann euch sowohl den Film als auch das Buch nur wärmstens empfehlen!

In der deutschen Gegenwartsliteratur habe ich (noch) keinen Liebling, mag Migrationsliteratur, manche Popkulturromane, einige DDR-Aufarbeitungen und als bitterböses Drama “Feuergesicht” von Marius von Mayenburg.

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Zugegeben, ich kenne “Feuergesicht” deshalb, weil ich die Hauptrolle der Olga in einer Studentenaufführung am University College Cork, Irland 2007 hatte

Aus meiner Sicht hat unsere Kultur (und ich habe noch gar nicht die Schweizer und Österreicher erwähnt) insgesamt eine Menge fantastischer Schriftsteller. Natürlich lese ich auch viele andere Bücher, aber mein Oberthema der Woche ist weiterhin “Deutschland”.

Welche sind eure liebsten deutschen Autoren bzw. Bücher?

© janavar

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