Ich freue mich immer, wenn Leute ganz überrascht sind, dass ich kochen kann. Offenbar entsprechen Highheels und Etuikleider nicht dem Bild einer guten Köchin. Tatsächlich habe ich erst sehr spät kochen gelernt, so mit 25 im Referendariat. Als ich jedenfalls nach dem Abitur mit 19 von Zuhause ausgezogen bin, konnte ich noch nicht einmal Nudeln kochen. Oder Pizza aufbacken. Geschweige denn überhaupt einen Herd oder Backofen bedienen. Das kam erst viel später.
Allerdings ist meine Mutter auch Alleinherrscher in ihrer Küche und macht noch heute einen Riesenaufstand, wenn ich vorschlage, ich könnte ja zur Abwechslung mal kochen oder backen. Von ihr habe ich bezüglich des Kochens eigentlich nichts gelernt, eher während meines Sozialpraktikums während des Studiums in einem Freizeitzentrum. Zwar war das Praktikum insofern sinnlos, weil ich nie mit “Kindern im schulfähigen Alter” wie vorgeschrieben in Kontakt kam, dafür habe ich aber Kochen und Backen gelernt, weil wir jeden Tag dieses Programm mit Kindergartengruppen hatten.
So kommt es auch, dass ich etwas kann (eine einzige Sache), woran meine Mutti immer gescheitert ist: Hefeteig. Ich erinnere mich, dass sie, als ich klein war, alles versucht hat: Hefeteig mit frischer Hefe, mit Trockenhefe, in einer Plasteschüssel, in einer Glasschüssel, in einer besonderen “Hefeteig”-Hilfsschüssel, im Wasserbad, im Bett, im leicht erwärmten Backofen – aus irgendeinem Grund hat es nie geklappt. Ich hingegen finde ihn pupseinfach. Aber wenn man drei Wochen lang mit Kindergartenkindern täglich mindestens drei große Schüsseln Hefeteig zu Brötchen, Hörnchen, Pizza verarbeitet, kann man den Teig aus dem Effeff ansetzen.
Weil ich Hefeteig also so einfach herstelle, war es bei uns mal wieder Zeit für Pizza. Vegetarische Pizza mit viel Belag – die bestellten sind ja doch immer eher spärlich belegt. Bis auf die Maiskörner war alles Obst und Gemüse ganz frisch, zum Glück kann man hier im Supermarkt frisch geschälte Ananas kaufen. Dafür gibt es sogar einen Extrastand mit einem Extraananasschälermann. Die Stückchen aus der Dose sind äußerst teuer. Auch Mozzarella gibt es inzwischen, jedoch schmeckt die türkische Variante leider überhaupt nicht wie gewohnt. Ich weiß wirklich nicht, warum die Türken es einfach nicht hinbekommen, in Europa weit verbreitete Käsesorten herzustellen. Habe ich euch schon von meinem Gouda-/Edamer-Disaster erzählt? Im Sonderangebot von einer Firma aus Antalya? Nein? Na lassen wir das lieber, der Mozzarella hat zwar nicht wie normal geschmeckt, aber zum Glück auch nicht schlecht, eher neutral. Hier ist das Pizzarezept (nach Rezeptvorlage aus Anne Wilsons “Pizza & Überbackenes”):
1. Für den Teig mischt ihr ein Tütchen Trockenhefe, 1/2 TL Salz und 1/2 TL Zucker mit 1/4 l warmem Wasser und stellt das Ganze abgedeckt an einen warmen Ort (z.B. ins Bett), bis es Blasen wirft. Dann gebt ihr 375 g Mehl dazu und verknetet alles gut zu einem Teig, den ihr am Ende auf ein Backblech verteilt.
2. Für die Pizzasoße dünstet ihr 1 große, gewürfelte Zwiebel und 3 klein geschnittene Knoblauchzehen in etwas Olivenöl an. Gebt 400 g Tomatenstückchen aus der Dose dazu sowie 1 TL Zucker und Gewürze nach Wunsch (z.B. Basilikum, Thymian, Oregano). Köchelt alles, bis die Soße eindickt. Anschließend salzt und pfeffert ihr sie und verteilt sie auf dem Pizzateig.
3. Darauf gebt ihr nun je 1 klein geschnippelte rote und grüne Paprikaschote sowie 75 g Champignons in Scheiben. Außerdem verteilt ihr 250 g Ananasstückchen und 250 g Maiskörner auf dem Teig sowie 200 g klein geschnittenen Mozzarella. Wieder könnt ihr Gewürze nach Wunsch darüber streuen.
4. Die Pizza backt ihr im vorgeheizten Backofen bei 210 °C, bis der Käse und der Teig gebräunt sind. Das dauert etwa 30 Minuten.
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