Die Ataköy Marina bei uns um die Ecke ist noch ziemlich neu, erst seit etwa einem halben Jahr füllt sie sich mit kleinen chicen, aber auch teureren Restaurants. Neulich gab es bei Groupon ein Angebot für die “Catwalk Brasserie” und der Lieblingsmensch hat für uns zwei Gutscheine gekauft: zahle nur 25 anstatt 50 Lira. Bei unserem Besuch am letzten Sonnabend Abend hatten wir also ein Budget von 100 Lira. Ach ja, und viel Hunger.
Ich hatte mir unter dem Restaurantnamen ein sehr modernes Lokal vorgestellt und wurde dann etwas enttäuscht von dem spießigen Inventar. Vor allem von den dicken Vorhängen halte ich gar nichts und die Lampen sind einfach nur groß und hässlich. Schön waren hingegen die schwarzen Stoffservietten und die türkische Livemusik. Dachte ich wenigstens, bis wir feststellten, dass die durchaus gut gesungenen Liebeslieder den Raum so beschallten, dass wir uns nicht unterhalten und auch nicht die Kellner verstehen konnten. Ich mag Musik, aber beim Essen muss ich ehrlich gesagt nicht spüren, wie mein Herz von den Bässen immer wieder in Schwingung versetzt wird. Zusammen mit dem schummrigen Licht fühlte ich mich zum Teil eher wie in einer Disco als in einer Brasserie.
Immerhin die Speisekarte war vielversprechend. Ich mag, wenn es nur eine beschränkte Auswahl an Gerichten gibt, also etwa zwei Suppen, fünf Vorspeisen, zehn Hauptspeisen … So ist es hier und wir waren positiv überrascht, weil die Gerichte eher westlich als türkisch sind. Schließlich entschieden wir uns für eine Käseplatte als Vorspeise für ca. 24 Lira, mein Lieblingsmensch wählte dann das Wiener Schnitzel für ca. 28 Lira und ich das Beef Stroganoff für denselben Preis. Im Vergleich zu anderen gehobeneren Restaurants in Istanbul (ich bin mir durchaus bewusst, dass Restaurants in Deutschland viel teurer sind) sind die Preise hoch, andererseits kosten besonders ausländische Käsesorten schon im Supermarkt ein kleines Vermögen. Getränkepreise entsprechen hier interessanterweise dem Istanbuler Durchschnitt für diese Restaurantklasse, eine Cola kostet 6,50 Lira, ein Wasser 4 Lira.
Als erstes bekamen wir einen kleinen Teller mit in Olivenöl eingelegten Oliven, getrockneten Tomaten und Käse, dazu warmes Fladenbrot. Das war lecker, jedoch wurde das Essen dann serviert, bevor wir überhaupt fertig waren. An genau dieser Stelle habe ich mich gefragt, ob die Kellner oder das ganze Restaurantmanagement wohl dumm ist, denn sie haben den Hauptgang gleichzeitig mit der Vorspeise serviert. Dies bedeutete für uns, dass wir ein bisschen im Käse rumstocherten, dann aber erst einmal die Hauptspeisen aßen, weil wir sie natürlich warm essen wollten. Danach haben wir dann erst den wirklich leckeren Käse genossen.
Die Hauptspeisen waren auch gut, zum Wiener Schnitzel gab es noch einen Tomaten-Gurken-Salat, allerdings war die Portion Kartoffelecken viel zu groß und unnötig. Stattdessen hätte ich mich bei meinem Beef Stroganoff über ein paar mehr Stück Fleisch gefreut. Geschmeckt hat es dennoch sehr gut, ich sehe eben nur keine Rechtfertigung für den hohen Preis, denn Kartoffeln kosten auch hier nicht die Welt.
Nach einer kurzen Pause haben wir uns dann noch für einen Nachtisch entschieden: Kaiserschmarrn. Der Kellner war sich nicht sicher, ob es den überhaupt gibt, weshalb wir uns alternativ ein Schokoladensufflé wünschten. Am Ende wurde uns aber doch der Kaiserschmarrn serviert, zusammen mit Apfelkraut und einer Kugel Kirscheis. Dieser Kaiserschmarrn war wirklich ausgezeichnet, die Portion hat als Nachtisch auch locker für uns beide gereicht.
Fazit:
Das Essen in der “Catwalk Brasserie” schmeckt, jedoch muss das Restaurant noch am Service und vor allem an der Einstellung der Lautstärke arbeiten. Begeistert hat mich das Angebot der österreichischen Gerichte, die wirklich reichlich sind, Abzüge gibt es momentan noch für die etwas hohen Preise. Wir werden aber bestimmt einmal wieder dort essen und dann dem Kellner direkt sagen, dass wir erst die Vorspeise und anschließend den Hauptgang möchten :-).
© janavar
3 thoughts on “Getestet: “Catwalk Brasserie” in der Ataköy Marina”