Am Samstag hatte ich eine Idee: ich würde endlich ein Museum in Istanbul besuchen, zu dem ich seit fast fünf Jahren fahren wollte. Das Panorama 1453, das ein riesiges Panoramabild der Eroberung Istanbuls ist. Es liegt auch gar nicht so weit von mir entfernt, günstig direkt an der Straßenbahnhaltestelle Topkapı. Ich kam also gut hin. Das ist leider fast alles Positive, was ich berichten kann.
Der Park um das Museum bis hin zur Stadtmauer – das Museum liegt ungefährt dort, wo Fatih Mehmet der Eroberer mit seinem osmanischen Heer die byzantinische Stadtmauer durchbrach – ist auf den ersten Blick hübsch, auf den zweiten sehr sehr dreckig. Er scheint ein beliebtes Ausflugsziel für konservativste Türken zu sein, die dort picknicken. Sie bringen sogar ihre eigenen Teppiche mit, vergessen aber, ihren Müll mitzunehmen. Selbst in den kleinen Teichen schwimmt mehr Plastik als Wasser.
Richtig furchtbar wurde es dann, als ich mich in die lange Schlange zum Museum einreihte. So etwas habe ich tatsächlich noch nie erlebt. Die Frauen – es waren immer nur die Frauen, die Männer blieben ganz ruhig – keiften, drängelten sich vor, schubsten … das ganze Programm. Es ging ihnen nicht schnell genug ins Museum, sie konnten nicht direkt am Zaun im Panorama selbst stehen, weshalb sie alle anderen bzw. sich eigentlich fast nur gegenseitig zur Seite schoben. Sie streckten ihre Köpfe und Arme in jede Richtung, hoben ihre Kinder hoch, um den besten Selfie überhaupt zu schießen – an jeder Stelle. Dazu schrien sie in einer Lautstärke, dass selbst die Hintergrundmusik im Panorama völlig unterging – und ein Heer von 80.000 Mann war bestimmt nicht leise.
Das Panorama selbst ist wirklich schön gemacht, soweit ich das beurteilen kann. Die Besucher stehen in der Mitte und können (theoretisch) im Kreis herumlaufen, um die Malerei zu betrachten. Dazwischen gibt es eine Art Graben, in dem alte Kanonen und Kriegsutensilien stehen. Aber dennoch ist das Museum nicht die 10 Lira vollen Eintritts wert, denn außer dem Gemälde gibt es nichts weiter. Zum Glück habe ich als Lehrer Rabatt bekommen, sonst hätte ich mich noch mehr geärgert. Kein Mann traut sich, die Frauen zurückzupfeifen, wodurch ein riesiges Chaos entsteht und der Genuss völlig verloren geht. Vielleicht ist es in der Woche besser, wenn nicht ganze Busse türkischer Tanten dort abgeladen werden, von denen keine ohne 1.000 Selfies nach Hause fährt. Aber ehrlich gesagt gibt es in Istanbul so viele andere Museen, so dass man dieses gut weglassen kann.
On Saturday I had an idea: I would finally visit a museum in Istanbul that I had wanted to go to for nearly five years. Panorama 1453, which is a huge panorama picture of the conquest of Istanbul. It’s not that far away from where I live, and directly at the tram stop Topkapı. It was easy for me to get there. This is pretty much the whole positive side.
The park around the museum and stretching to the city walls – the museum is about where Fatih Mehmet the Conquerer together with his Ottoman army burst the Byzantine city walls – is beautiful at first sight, but very dirty at second sight. It seems to be a popular place amongst very conservative Turks, who go there to picnic. They even bring their own carpets, but forget to take their garbage home. Even in the little ponds there is more plastic than water.
It got really terrible when I queued up for the museum. Never before have I experienced something like this. The women – it was only the women, the men stayed calm – nagged, queue-jumped, pushed … the whole package. They couldn’t enter the museum fast enough, they couldn’t all stand in the first row at the fence in the Panorama, so they pushed the others or rather each other aside. They put their heads and arms into every direction, lifted up their kids, only in order to take the best selfie of all – everywhere. They also shouted so loudly that you could hardly notice the background sound of the museum – and an army of 80.000 men was definitely not quiet.
The Panorama itself is quite nice, as far as I can tell. The visitors stand in the middle and (theoretically) walk in a circle to see everything. In between there is something like a trench in which there are old canons and other war equipment. Still the museum isn’t worth the 10 Lira entrance fee because there isn’t anything besides the painting. At least I got a reduction for being a teacher. Otherwise I would have been even more annoyed. No man there is brave enough to call any of the women off, which is why there is a big chaos and the pleasure gets lost. Maybe it’s better during the week, unlike Saturday when whole busloads of Turkish aunts were dropped off there, of whom none goes home before having taken at least 1,000 selfies. But to be honest, there are so many great museums in Istanbul that you can just forget about this one.
© Janavar
Ein bisschen schade, dass Dir der Besuch so verleidet wurde. Man liest aus Deinen Zeilen richtig heraus, wie genervt Du warst. Aber so kann man sich die Horde wild gewordenen Türkinnen mit Fotohandy auch richtig gut vorstellen. 😉
Ein bisschen schade, dass Dir der Besuch so verleidet wurde. Man liest aus Deinen Zeilen richtig heraus, wie genervt Du warst. Aber so kann man sich die Horde wild gewordener Türkinnen mit Fotohandy auch richtig gut vorstellen. 😉