In den letzten 9 Tagen ist mir Folgendes passiert. Ich kommentiere mal nicht weiter, denn meine Berichterstattung ist subjektiv genug:
1) Ich steige abends nach dem Fitnessstudio, noch in Arbeitsklamotten in einen Dolmus (Sammeltaxi) und frage den Fahrer: “Fahren Sie heute in Bakirköy unten auf der Uferstraße entlang?”
Der Fahrer antwortet: “Sind Sie Russin?”
Ich: “Äh, nein.”
2) Ich gehe zum Steueramt, weil ich in den USA ein Handy gekauft habe, dass wir nun für den Lieblingsmenschen registrieren lassen wollen. Weil die Türkei nicht möchte, dass alle einfach Handys günstig im Ausland kaufen, muss man diese anmelden und eine Extragebühr von 115 Lira bezahlen, sonst wird das Handy nach 3 Monaten gesperrt. Das Amt hier in Bakirköy ist klein und übersichtlich, zwar gibt es keinen Wegweiser, aber ich konnte mich zum entsprechenden Schalter im zweiten Stock gut durchfragen.
Der Beamte: “Woher kommen Sie?”
Ich: “Aus Deutschland.”
Er: “Ach, Sie sind Russin. Sprechen Sie Russisch?”
Ich: “Nein, ich bin Deutsche.”
Er: “Oh, Entschuldigung.”

Almanim. Ich bin Deutsche. Almanya’danim. Ich bin aus Deutschland.
Hier beim Fußballspiel Deutschland – Türkei 2011
3) Der Lieblingsmensch und ich gehen zu Vodafone, um das registrierte Handy auch beim Anbieter noch anzumelden. Es sei kein Problem, das Handy auf meinen Namen, aber auf die Nummer des und damit für den Lieblingsmenschen zu registrieren, erklärt ein Mitarbeiter noch einmal und schickt uns weiter. Die Frau dort schaut mich genervt an, liest kurz den Zettel vom Steueramt, wo alles Wichtige (Gerätenummer, Passnummer, Aufenthaltsnummer) eingetragen ist, fragt nach meinem Pass, liest eine Weile in ihm – sie hält ihn falsch herum. Sie fragt nach meiner Aufenthaltsgenehmigung, guckt sie aber gar nicht an. Sie findet meinen Einreisestempel nicht. Ich will ihr helfen, sie will das nicht. Sie legt meinen Pass in den Kopierer und stellt fest, dass eine Anmeldung nicht möglich ist, weil der Stempel sich nicht gut genug kopieren lässt. Der Lieblingsmensch erklärt, dass man aber den Ausreisestempel super lesen kann, dass selbst meine Ausreise innerhalb der 30 Tage-Frist zur Handyanmeldung liegt. Sie sagt, der Stempel sei zu schlecht und überhaupt könne sie die Anmeldung nun nicht erledigen. Sie schiebt mir die Sachen zu und in dem Moment reißt mir der Geduldsfaden und ich rege mich wie eine türkische Frau (nur ohne Tränen) im Vodafone-Laden auf: “Das machen Sie nur, weil ich Ausländerin bin. Soll ich jetzt zum Flughafen fahren, um einen besseren Stempel zu bekommen, oder was? Wäre ich Türkin, gäbe es überhaupt kein Problem.” Ich unterhalte den ganzen Laden, denn in Ermangelung meiner Sprachkenntnisse schimpfe ich auf Türkisch und Deutsch. Sie sagt, für mich tue sie überhaupt nichts mehr. Der Lieblingsmensch bleibt ruhig, sagt aber auch, wir würden woanders hingehen. Ich verbiete dem Lieblingsmenschen, diese Filiale überhaupt noch einmal zu betreten.
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Ein Problem ist zum Beispiel, dass viele Türken Russinnen mit dem Beruf der Prostituierten verbinden, denn die durften sie ursprünglich im Gegensatz zu Musliminnen sein.
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Meistens sammele ich natürlich positive Erfahrungen, aber ich finde, man muss auch manchmal über die negativen berichten, die, was ich auch von meinen (deutschen) Freunden hier weiß, durchaus kein Einzelfall sind. Natürlich passieren sie nicht täglich und normalerweise verhalte ich mich sehr wohlerzogen und höflich. (Und nun habe ich doch kommentiert.)
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Ich frage mich übrigens die ganze Zeit, ob wir in Deutschland die Menschen auch immer sofort nach Nationen einteilen?
© janavar
9 thoughts on “Dreimal geärgert”