Ich war ja nur von Sonnabend früh bis Sonntag Nachmittag in Ankara, aber das reicht vollkommen aus, um alle wichtigen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Obwohl es eine Stadt der Beamten und der Regierung ist, gibt es dabei eine gute Abwechslung. Während meines Wochenendes hat mir das Wetter sogar noch mehr Abwechslung geboten: Sonnabend Vormittag Regen, Sonnabend Abend Kälte (und die perfekte Gelegenheit, meine Leopardenmütze zu tragen), Sonntag lauwarme Sonne.
Als es regnete, waren wir glücklicherweise drinnen und zwar in einem ganz wundervollen Museum, dem Museum für anatolische Zivilisationen. Hier werden archäologische Funde aus dem Gebiet der heutigen Türkei seit der Steinzeit gezeigt, wobei der Schwerpunkt auf der hethitischen Kultur liegt. Schon die Museumsgebäude, ein osmanischer Basar und eine Karawanserei, sind beeindruckend. Noch interessanter aber sind die vielen Ausstellungsstücke, die von kleinen Bronzetieren über große Steinreliefs und Wandermalereien bis zu Darstellungen der Muttergöttin reichen, wie ihr auf den Bildern sehen könnt. Aber es gibt auch viele Schmuckstücke und die zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehörenden Keilschrifttexte der Hethiter. Auf großen Tafeln stehen Erklärungen auf Türkisch und auf sehr gutem Englisch. Sogar das Museumspersonal sprach neben Türkisch Deutsch oder Englisch. Das Museum hat seine Auszeichnung zum “Europäischen Museum des Jahres 1997” absolut verdient – auch wenn mir nicht klar ist, warum es ein europäisches Museum ist, denn Ankara liegt ja in Asien. Mit 30 Lira für die Eintrittskarte ist es nicht ganz billig, aber der Besuch lohnt sich definitiv!
Gleich neben dem Museum liegt die Zitadelle von Ankara, die bereits vor Christus von den Hethitern gebaut wurde. Wir sind am Sonntag Vormittag bei gutem Wetter auf den Berg spaziert und quer durch die Zitadelle gelaufen, wo heute noch Leute wie auf einem türkischen Dorf leben. Der richtige Aussichtspunkt mit der Fahne ist zur Zeit leider wegen Restaurierungsarbeiten gesperrt, aber man kann die Mauer auch an einer anderen Stelle besteigen und hat von dort eine fantastische Aussicht auf die ganze Stadt. Dort oben gibt es auch einige Cafés und Frauen bieten selbstgehäkelte Taschen zum Verkauf an, aber wir sind, eben weil wir so viel sehen wollten, wieder den Berg hinunter gegangen und haben im Gençlik Parkı Tee getrunken.
Ebenfalls in der Nähe sind alle wichtigen Sehenswürdigkeiten, die Atatürk irgendwie betreffen. Da gibt es das riesige Anıtkabir, sein Mausoleum, und die beiden historischen Gebäude, in denen das erste und zweite Parlament der Türkischen Republik tagten. Diese Regierungssäle erinnern mich an alte Schulen, in denen jeder sein eigenes kleines Pult hatte, das direkt mit dem dazugehörigen Stühlchen verbunden war. Außerdem sind in diesen Parlamentsgebäuden Gegenstände wichtiger Politiker, v.a. natürlich Atatürks wie seine Füller, seine Anzüge, seine Hüte … leider sind alle Erklärungen hier nur auf Türkisch, aber mit Übersetzungshilfe habe ich gelernt, dass Atatürks Nachfolger İnönü erst das Mehrparteiensystem in seinem Land einführte.
Es gibt in Ankara natürlich noch viel mehr Museen, aber ich bin völlig mit diesen zufrieden, schon allein weil ich jetzt mehr von Ankara als mein Lieblingsmensch gesehen habe ;-). Für mich war mehr einfach nicht drin, weil ich nach der Nachtfahrt nach Ankara trotz Kuscheldecke und Kopfkissen so müde war, dass ich schon um neun im Hotelbett lag und mehr als zehn Stunden durchgeschlafen habe. Hotels sind in Ankara überraschenderweise nicht ganz günstig, man muss mit mindestens 100 Lira für ein Doppelzimmer pro Nacht rechnen. Dafür kann man wirklich billig essen gehen, vor allem im Vergleich zu Istanbul. Wir waren zu dritt in einer kleinen netten Lokanta und bestellten einen Salat, Lahmacun, Çiğköfte und Suppe, wofür wir am Ende etwa 25 Lira bezahlten. Dafür hätten wir damit aber auch eine Großfamilie ernähren können. Nur die Çiğköfte (= rohe Klopse) konnte ich noch nicht einmal riechen, denn zumindest in dieser Lokanta enthielten sie rohes Fleisch, während sie in Istanbul grundsätzlich vegetarisch sind. Viele Restaurants und Hotels gibt es in den zentralen Stadtteilen Kurtuluş und Kızılay. Am einfachsten bewegen kann man sich mit der Metro, für die ein Ticket mit zwei Fahrten 3,50 Lira kostet. Nur die ideale Rückfahrt nach Istanbul habe ich noch nicht gefunden, aber dazu ein anderes Mal.
© janavar
Roher Klops? Kann man sich das wie ein Mettklops vorstellen? Also Hackepeter LIEBE ich ja 🙂
Mmmhhh, Hackepeter liebe ich auch! Aber Cigköfte haben als Hauptzutaten Bulgur, Zwiebeln und Tomaten und zum Teil eben Rinderhack, was aber in Istanbul verboten ist, weil es da wohl mal Gammelfleischskandale gab. Gegessen werden sie in ein Salatblatt gewickelt. Hier sind google-Fotos: https://www.google.com/search?hl=de&q=cigk%C3%B6fte
Danke 🙂