Tauben können sehr lecker sein, wenn sie jung, zart und knusprig gebraten sind. Wenn ihr jetzt iiieeehhhh schreit: erst einmal probieren! Ich komme vom Dorf und wir essen fast alles. Ich jedenfalls. Auch Tauben. Obwohl die seit einigen Jahren leider nicht mehr in unserer Bratpfanne gelandet sind, weil meine Oma sie nicht mehr züchtet. Ich habe also Tauben zum Essen gern. Canavar auch. Allerdings finde zumindest ich, dass es große Unterschiede zwischen den leckeren Dorftauben und den fetten, dreckigen Stadttauben gibt. Letztere waren leider quasi unsere Untermieter und haben in der Ecke zwischen Küchen-, Bad- und Ankleidezimmerfenster genistet, wo es schön geschützt war. In den drei Räumen konnte ich kaum lüften, weil sofort Federn und eine Menge Dreck hineinkam. Nur Canavar hat es gefreut, der saß stundenlang an den Fenstern und hat sehnsüchtig die Tauben beobachtet. Manchmal hat er miaut, um sie zu erschrecken.
Allerdings hat der Dreck alle im Haus gestört – und auch ich hatte schon böse Gedanken und wollte sie fast vergiften – und der Vermieter hat sich entschlossen, die Vögelchen zu vertreiben. Gestern kamen zwei Handwerker und haben von oben bis unten Maschendraht gezogen, der immer noch gute eineinhalb Meter von den Fenstern entfernt ist, weil das Dach einen Vorsprung hat. Anschließend haben sie die Außenwand dort neu geweißt, so dass alles schön sauber aussieht. Ich finde türkische Handwerker ja todesmutig. Die legen einfach ein dünnes Brett zwischen zwei Fenster, klettern ohne Absicherung darauf und streichen dann. Naja, jedenfalls ist das Problem nun gelöst und mein Vermieter, den ich “baba” (Papa) nenne und er mich “melek” (Engel), läuft ganz glücklich durchs Haus. Ich bin auch zufrieden. Der einzig Leidtragende ist eigentlich Canavar, der nicht versteht, warum seine Vögel weg sind. Aber wir haben noch Fenster in zwei andere Richtungen, vielleicht sitzen die Tauben bald dort auf den Fensterbrettern.
Pigeons can be really delicious when they are young, tender and crispy brown. In case you’re screaming now that this is disgusting – just try it! I’m from a village and we eat nearly everything. Or at least I do. Yes, also pigeons. But for several years I haven’t seen any in a frying pan, since my granny doesn’t farm them anymore. So I love pigeons to bits. Canavar does so too. However, at least I think there are big differences between the delicious village pigeons and the fat, dirty city ones. Unfortunately, the latter were like our subtenants and nested in the corner between our kitchen, bathroom and closet windows, where they felt sheltered. I could hardly let some air in in these rooms because immediately feathers and a lot of dirt came in as well. Only Canavar was happy. He would sit at the windows for hours in order to longingly watch the pigeons. Sometimes he meowed to scare them.
Nevertheless, the dirt annoyed all tenants – and I even had evil thoughts and nearly poisoned them. So our landlord decided to banish the birdies. Two handymen came yesterday and put up wire mesh top down. The “fence” is about 1 1/2 meters in front of the windows because the roof juts. Afterwards they whitewashed the external wall there, which now looks nice and clean. I find Turkish handymen utterly fearless: they only slide a thin plank between two windows, stand on it without any safeguarding and paint. Well, at least the pigeon problem is solved now, and my landlord, who I call “baba” (dad) and who calls me “melek” (angel), walks happily through the house. I’m also pleased. The only mourner is Canavar, who cannot understand why his birds are gone. But we have more windows facing two other directions, maybe the pigeons soon decide to live on those window sills.
Scarf: Takko (old)
Striped shirt: H&M (old)
Cardigan: Mango (old)
Skirt: Forever 21
© Janavar