Ich ziehe um. Das könnte schön sein, wenn der Umzug selbst nicht wäre. Aber fast zwei Jahre sind um und wenn ich meine Wohnungsbiographie der letzten Jahre betrachte, wurde es auch höchste Zeit für eine Veränderung: 2006 nach Irland gezogen, 2007 zurück nach Rostock, 2008 nach Meerbusch (das ist direkt bei Düsseldorf, supergünstig gelegen an der Bahnstrecke zwischen D-Dorf und Krefeld, wo alle zehn Minuten eine Bahn vorbeidonnert, und dazu noch praktisch in der Einflugschneise des D-Dorfer Flughafens), 2010 nach Istanbul, jetzt Umzug innerhalb Istanbuls.
Dabei ist unsere neue Wohnung sehr, sehr schön. Sogar so schön, dass ich außerhalb der Stadtmauern leben werde, dafür sehr nahe am Marmarameer, im hübschen Stadtteil Bakırköy, wo es tatsächlich Grünflächen und echte Bäume gibt, wo die Gehwege breit und gleichmäßig eben sind, wo unzählige große Tanker darauf warten, dass sie endlich den Bosporus befahren dürfen. Das sieht nachts am schönsten aus, wenn man nur noch die Schifflichter sieht. Natürlich bleiben wir in Europa ;-). Der Stadtteil ist sogar so liberal, dass der Makler uns zwar erst fragte, ob wir verheiratet seien, aber am Ende abwinkte und erklärte, dass wenigstens in dieser Wohngegend für die Mieterwahl ein bzw. bei uns zwei gute Jobs mit entsprechendem Einkommen wichtiger seien als der Beziehungsstatus. Und in der Wohnung haben wir nicht nur einen Balkon, tatsächlich isolierte Wände und Fenster (ja, es gibt sie also doch die Wohnungen in Istanbul, wo nirgends kalte Luft reinzieht) und eine höchstmoderne Dusche mit Whirlpool- und Massagefunktion.
Außerdem ziehen Y., Kater und ich zusammen, worauf ich mich sehr freue (nein, nicht nur auf Y.s Möbel für unseren osmanischen Tee-Salon). Mittlerweile ist der Kater ganz aufgeregt, dass sich in meiner alten Wohnung alles verändert, aber das arme Tier versteht ja meine Erklärungen nicht. Y. hingegen habe ich inzwischen völlig erledigt, indem ich versucht habe, das deutsche Organisationsprinzip durchzusetzen: Umzug zeitlich durchplanen; zuerst putzen, auch in den Schränken, dann erst Sachen dort hineinstellen; auf die Kartons genau schreiben, was drinnen ist; jetzt schon einen Putzplan für später erstellen … Und ich selbst bin sowieso geschafft. Man könnte ja annehmen, dass mit der Zahl der Umzüge die Masse meiner Habseligkeiten abgenommen hätte. Hat sie aber nicht. Ich kann mich ja wie der Rest meiner Familie von nichts trennen. Und so werden wieder alle meine geliebten Bücher, DVDs, CDs, Schuhe, Taschen … mit mir weiterziehen. So ein Umzug kann ja auch nochmal sehr gut für die Erinnerung sein, ich wusste vorher beispielsweise nicht, dass ich tatsächlich fünf verschiedene Fußcremes besitze (okay, es sind acht, aber die anderen drei waren besser versteckt) oder wie viel ungestrickte Wollknäule ich habe (aber wenn ich wollte, könnte ich ja und sowieso sind die eine gute Polsterung für kleine Lücken in Umzugskartons). Auch die riesige Anzahl meiner Nagellacke wird für Y. gerade sehr offensichtlich, aber zum Glück sind es dermaßen viele, dass er kleine Neukäufe gar nicht bemerken wird. Meinen Kleiderschrank habe ich hingegen durchforstet und tatsächlich ein paar Kleinigkeiten aussortiert, wenn auch nicht besonders viel im Verhältnis betrachtet. Und das Schlimme ist, dass ich in der neuen Wohnung zwar den Einbauschrank ergattert habe, der aber winzig ist im Vergleich zum jetzigen. Das heißt demnächst: Kleiderschrankkauf, juhu (ach nee, Y., wenn du das liest: das ist nur für das Blog, eigentlich kaufe ich gar nicht sooooo gern neue Dinge ein).
Bis Sonnabend 8 Uhr muss ich nun irgendwie meine Besitztümer in Kisten und Kartons packen, dann kommen nämlich die türkischen Möbelpacker. Dann muss der Kater ins Körbchen und unser Lebensmittelpunkt verschiebt sich vom Silbernen Wasser (Gümüşsuyu) zum Kupferdorf (Bakırköy). Ich hoffe nur, dass ich mich Samstag Abend nicht vor lauter Stress von der Marina ins kalte Marmarameer stürze …
Zur Ablenkung mache ich mich aber gleich fertig und gehe zur Vernissage meiner Freundin Aylin Yavuz (Schaaaatz, brauchen wir nicht noch Bilder für die neue Wohnung???).
© janavar
Umzug, wie aufregend!! Ich hoffe es geht alles stressfrei über die Bühne….und Bilder für die Wände soll Y ruhig kaufen 🙂 Deutsche Organisation….tja, da kann uns niemand das Wasser reichen….nicht mal mein österreichischer Freund versteht wie das funktioniert….er überlässt mir daher das Feld….und mir ist das ehrlich gesagt auch lieb so. Dann kann ich voll mein System durchstarten 😉 Alles Liebe!!!
Hihi, vielleicht sind auch nur Männer so … Y.s Opa fand es jedenfalls gar nicht schön und v.a. sehr türkisch unmännlich, dass ich seinen armen Enkel zum Bodenwischen abkommandiert hatte. Aber es wird … ich freue mich schon auf die neue Wohnung … Bilder folgen!
Freue mich schon 🙂
Guten Tag Jana,
herzlichen Glückwunsch zm Umzug.
Grüße aus Dalwitz,
Bernd Guenther
P.S. Kann ich von dir M. Bolzmanns e-mail -Adresse haben?
Danke.
Bernd Guenther