Übers Bloggen

Mittlerweile blogge ich wieder aktiv seit 3 1/2 Monaten, mein Blog ist zwei Jahre alt und ich evaluiere an dieser Stelle mal mein Hobby Bloggen.

S. Hofschlaeger / pixelio.de

Meine Haupttätigkeit beim Bloggen ist das Schreiben. Ich l i e b e Schreiben. So lange ich denken, äh schreiben kann. Ich weiß, dass ich meinen ersten richtigen Brief nach etwa drei Monaten in der ersten Klasse an meine Oma schrieb, auch wenn ich einige Wörter noch durch Bilder ersetzte. Später erfreute(?) ich meine Familie mit kleinen Geschichten und mit immer neuen Buchprojekten gemeinsam mit meiner besten Freundin. Leider sind wir nie über das dritte Kapitel hinausgekommen. Schließlich folgten fünf Jahre im Schülerzeitungsteam, von der 9. bis zur 13. Klasse. Ich bin heute manchmal erstaunt, dass ich ein sehr gutes Abi hinbekommen habe, denn in meiner Erinnerung, die sich mit denen anderer deckt, habe ich die meiste Zeit für die Zeitung geschrieben und getippt und geändert und geschrieben und … Dann nichts. Vorm Studium musste ich meinen Eltern versprechen, “meinen Rüssel nicht wieder in alle Dinge zu stecken”, wie sie es so schön ausdrückten. Also keine Studentenzeitung. Kein Schreiben. Gut, ich habe natürlich ohne es ihnen sofort zu sagen meinen Ausgleich durch ein Extrafach und aktive Mitarbeit in der Fachschaft gefunden, aber ich habe außer Mitschriften und Seminararbeiten nichts geschrieben.

Erst im Erasmusjahr in Irland fing ich wieder an und schrieb im Rahmen der English Literary Society einige Prosatexte und während meines Referendariats schließlich in einer Schreibwerkstatt eine ganze Menge davon. Während dieser Zeit startete ich auch mein erstes Blog mit eben diesen Texten. Aber erst vor zwei Jahren begann ich mein Blog richtig zu nutzen, um Aktuelles aus meinem Leben mitzuteilen. Damals wusste ich gerade nicht, ob das Schicksal mich mochte oder doch nicht. Ich hatte seit etwa acht Wochen meinen Traumjob und lebte im fantastischen Istanbul, musste aber ebenso lange warten und eine Menge Bürokratie ertragen, bis der Zoll meinen ganzen Hausrat freigab und ich wieder in einem richtigen Bett schlafen und von mehr als einem Tellerchen essen durfte.

Seitdem blogge ich mehr oder weniger regelmäßig. Die Themen haben sich mit der Zeit geändert und im Allgemeinen bin ich mir sicher, dass das Schicksal mich mag, denn ich habe ja nun mein Katerchen und meinen Lieblingsmenschen, die sich beide manchmal beschweren, wenn ich ihrer Meinung nach zu viel Zeit am Computer verbringe. Denn zum Bloggen gehört ja nicht nur das ständige Schreiben neuer Posts, sondern auch das Lesen anderer Blogs. Außerdem bin ich eine furchtbar neugierige Person und brauche permanenten Input und lese beim Frühstück gern neue Posts via wordpress Reader und bloglovin’. Ich schiebe das auf mein Sternzeichen, Zwillinge sind einfach von Natur aus neugierig und wissbegierig und Naturtalente im Gossip. Manchmal wundere ich mich, warum ich das Bloggen nicht schon vorher für mich entdeckt habe.

Natürlich kostet es viel Zeit. Zu Anfang habe ich beispielsweise wenn überhaupt mit lizenzfreien Fotos aus dem Internet gearbeitet (ja ja, heute auch, ich weiß), inzwischen nehme ich meine eigenen und zücke ständig die Handykamera. Die Fotos veröffentliche ich auch auf pinterest. Neuerdings erscheinen meine Posts auch bei paperblog und ich bin stolz wie Bolle, dass bereits innerhalb der ersten zehn Tage zwei meiner Artikel von der Redaktion ausgewählt und im jeweiligen Ressort zu den besten Artikeln gezählt wurden: “Entspannung im Herbst” und “Literatur made in Germany”. Letzteren konnte man letzte Woche sogar auf der Startseite finden. Das (und auch die in letzter Zeit steigenden Leserzahlen) geben mir das Gefühl, dass ich hier nicht völligen Stuss produziere. Versteht mich nicht falsch, ich schreibe auch weiter, wenn niemand mehr mein Blog liest, aber ein wenig Bestätigung fühlt sich verdammt gut an.

Bleibt noch die Frage, in welche Richtung mein Blog gehen wird. Ich habe keine Ahnung. Im Moment bin ich ganz zufrieden damit, dass ich zu Hause kochen und das direkt bloggen kann; dass ich abends stricke oder andere kleine Handarbeiten anfertige. Aber irgendwann werde ich mich berappeln und das Hausfrauenleben an den Nagel hängen und wieder das wilde Istanbul genießen. Ich stelle für mich fest, dass man nur wie eine “Carrie Bradshaw” schreiben kann, wenn Mister Big zehn Jahre braucht, um beziehungsfähig zu werden, nicht wenn man mit Mister Big eine Wohnung teilt und der nicht sein Privatleben vor der Welt ausgebreitet haben möchte. Nicht dass ich ihn gefragt hätte, aber ich gehe stark davon aus. Sollte er anderer Meinung sein, darf er das gern kundtun und ich hätte da noch einige schöne Geschichten in petto :-). Für politische Texte finde ich auf dem Blog auch keinen Platz, weil ich mich nicht permanent öffentlich über die immer gleichen Politiker und ihre Ideen ereifern will (hey, ich lebe in der Türkei, da hat immer einer neue Vorschläge, die von der Wiedereinführung von Gefängnisstrafen für Abtreibung über eine bessere Pressezensur bis hin zu “Frieden durch Krieg”-Äußerungen reichen).

Daher wird das Blog wohl für den Moment sein derzeitiges Format behalten und ich werde fleißig weiterbloggen, denn ich weiß, dass ich das Schreiben für mich selbst und meine kommunikative Zwillingspersönlichkeit brauche – egal ob das Schicksal nett oder böse ist.

© janavar

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6 thoughts on “Übers Bloggen”

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