Schon im Mai habe ich das kleine Dorf Birgi besucht, das im Hinterland von Izmir liegt und eigentlich nur mit dem Auto erreichbar ist. Berühmt ist Birgi, weil es sehr viele gut erhaltene osmanische Häuser hat. Wenn man erst einmal das Dorf gefunden hat – und die Straßen dahin sind wahrhaftig nicht schön, es handelt sich um ganz normale Wege auf dem türkischen Dorf, in diesem Falle über Berge mit holprigen Serpentinen – wartet ein wunderschönes Ausflugsziel auf einen.
Schon 1307 fiel das Dorf in die Hände der Türken und wurde daher 1390 Teil des Osmanischen Reiches. 1994 hat die türkische NGO ÇEKÜL es in ihre Liste von Weltkulturerbestätten aufgenommen. Sämtliche Häuser sehen also entsprechend aus, wobei mit Sicherheit auch viel Geld zur Renovierung und Erhaltung in das Dorf fließt.
Wir haben zwar auch eine Ausflugsbahn gesehen, da Birgi aber eher klein ist, kann man alles sehr gut bei einem Spaziergang ablaufen. Sehr beeindruckend ist das Çakırağa Haus, das von 1761 bis 1764 von der reichen gleichnamigen Familie erbaut wurde. Heute kann man das große dreistöckige Gebäude besichtigen und ich fand die handbemalten Wände und bunten Holzdecken wunderschön.
Leider gibt es keine Möbel mehr in dem Haus, beeindruckend ist es trotzdem. Im dazugehörigen, kleinen Garten haben mehrere Pärchen Hochzeitsfotos schießen lassen.
Bis auf die mehreren Hochzeitsgesellschaften war das Dorf aber recht leer. So viele Touristen scheinen den Weg dorthin leider nicht zu finden.
Dabei sind die Dorfbewohner wirklich ausgesprochen freundlich. Wir haben in einer der wenigen Lokantas zu Abend gegessen und waren ganz überrascht, wie günstig und gut das Essen war. Viel Auswahl an Restaurants gibt es in Birgi aber nicht. Immerhin haben wir aber sogar zwei oder drei Kneipen gesehen, in denen Bier verkauft wird.
Aber viele Ecken sehen auch aus wie dieses Haus – alt, ungepflegt, eingestürzt. Offenbar lässt sich nicht jedes Haus erhalten. Durch Touristeneinnahmen scheint das ohnehin auf keinen Fall möglich. In vielen Touristenführern – wir haben verglichen – ist Birgi gar nicht erst erwähnt. Auch der Lieblingsmensch und andere Istanbuler hatten noch nie etwas davon gehört. In der Türkei gibt es einfach sehr viele osmanische Dörfer, so dass ein kleines in der Menge untergeht.
Dabei behält Birgi aber vielleicht auch gerade deswegen seinen Charme, denn nur wenige spazieren durch den Ort, der seit Jahrhunderten gleich idyllisch am Bergfuß zu liegen scheint. Das Dorf wird von dem kleinen Bach, neben dem auch Schafe und Ziege weiden, zweigeteilt. Viele Häuser beherbergen dem Geruch nach zu urteilen sowohl im oberen Stockwerk Menschen als auch im Erdgeschoss die Tiere. Und würde man nicht einige wenige recht alte Autos sehen, fühlte man sich ganz wie vor ein paar hundert Jahren, in einem kleinen osmanischen Dorf in den Bergen.
© janavar
Das ist aber ein schöner Ausflugstipp!
Finde ich auch, ihr solltet mal Urlaub in der Türkei machen 🙂