Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ich mich weit weg wünsche. Ein kühler, grauer, verregneter Tag. Ungemütlich. Natürlich habe ich am Morgen nicht gesehen, dass es regnete, bis ich unten vor der Tür stand und keine Zeit mehr hatte, um noch einen Schirm zu holen. Da habe ich mich ganz woanders hingewünscht und an meine Sommerreise nach Irland gedacht, wo es normalerweise so viel regnet.
Aber als wir dort waren, hat es nur einmal kurz geregnet. Wir, meine Freundin und ich, hatten eine Woche lang fantastisches Sommerwetter im August in Irland – ich muss das so betonen, weil ich schon drei ganze Sommer auf der Grünen Insel verbracht habe und nie mehr als einen trockenen Tag pro Woche hatte. Ich habe zum ersten Mal dort einen leichten Sonnenbrand bekommen und mal keinen Rost angesetzt. Umso schöner waren unsere zwei Tage in Galway, einer hübschen kleinen Stadt an der Westküste. Abends kamen wir mit dem Bus an und machten in der Dämmerung einen kleinen Spaziergang, um uns einen Überblick zu verschaffen. Denn obwohl wir beide schon eine längere Zeit in Irland verbracht hatten, waren wir noch nie in Galway gewesen.
Am nächsten Tag in schönstem Sommersonnenwetter erkundeten wir die wenigen wichtigen Touristenpunkte der Stadt, vor allem Kirchen. Die meisten Iren sind treue Katholiken und so sind auch tagsüber tatsächlich alle Kirchen voll mit betenden Leuten und überall wird – wenn gewünscht – die Beichte abgenommen.
Unseren Urlaub setzten wir am Nachmittag mit einem Ausflug auf die Liegewiese am Meer fort, wo wir uns tatsächlich – entschuldigt, aber ich muss das wiederholen – in Irland im August im Bikini sonnten. Es war einer dieser wunderschönen faulen Tage, an denen man wenig macht und im Liegen höchstens nach oben zu den Schäfchenwolken blinzelt und sich vorstellt, sie wären aus Zuckerwatte. Im Hintergrund hört man leise Musik von irischen Jugendlichen, die am Wasser Gitarre spielen und dazu singen. Manchmal streichelt einen der irische Wind, der an diesem Tag seltsam still ist, als wollte er den Tag nicht stören.
Am Abend erwacht Galway wieder. Die Touristen kommen von ihren Ausflugstouren zu den Cliffs of Moher oder nach Nordirland oder zu den Aran Islands zurück in die Stadt und versammeln sich alle in den kleinen Restaurants, die Zwei- oder Dreigängemenüs zum Spezialpreis anbieten. Ich bin im Paradies, weil es grundsätzlich zu jedem Gericht irgendeine Form von Kartoffeln gibt, weil ich heißen gekochten Schinken liebe (und die Katholiken dafür, dass sie Schweinefleisch essen) und weil es als Vorspeise den leckeren Coleslaw, einen Salat aus Weißkohl, Möhren und Majonäse, gibt.
Abends in Galway sind die Straßen und Pubs voll mit Musikern. Die meisten sehr gute. Wir trinken Cider und tanzen und beobachten die Leute um uns herum. Die irischen Frauen tragen noch viel höhere Highheels als ich normalerweise. Die irischen Männer sind vor allem aus, um sich selbst oder einen Junggesellenabschied oder beides zu feiern. Alle Iren trinken Unmengen an Alkohol, von denen ich weiß, dass sie mich sehr schnell die Bekanntschaft mit der Kloschlüssel machen lassen würden. Manchmal sprechen wir mit Iren, die immer freundlich sind, die sich über Touristen immer freuen und noch mehr über die, die ihr Land lieben und immer wieder zurückkommen. Auch der Besitzer unserer Hostel freut sich und behauptet, dass vor allem deutsche Frauen, die in Cork wohn(t)en, sehr schnell den dortigen Dialekt annehmen. Ich bin der Beweis und so raten die Iren nicht, woher wir kommen. Alles in Galway ist einfach, locker, freundlich. Wir genießen den viel zu kurzen Urlaub im viel zu kurzen irischen Sommer.
Am nächsten Tag fahren wir auf die Aran Islands.
Für morgen sind wenigstens nur Schauer angesagt und vielleicht wäre der Regen in Istanbul, der wenigstens die Luft von dem unendlichen Staub kurzfristig reinwäscht, gar nicht so übel, wenn es mehr Grünflächen gäbe und der Tag nach feuchtem, frischgemähten Gras riechen würde.
© janavar
Ich liebe Irland. Habe dort als Kindermädchen gearbeitet. Die Kinder waren die Hölle, aber Cork gefiehl mir sehr gut 🙂
🙂 Gab es auch einen Mops?
Cork bleibt mein Lieblingsort in Irland, auch wenn sie nicht die schönste Stadt ist.
Wieso Mops? Nee…
You could certainly see your expertise within the work you write. The arena hopes for even more passionate writers such as you who are not afraid to mention how they believe. Always go after your heart.