In diesem Winter sind wirklich alle meine Schneewünsche erfüllt worden, denn wir hatten nicht nur schon kurz vor Weihnachten einen richtig schönen Schneetag und anschließenden schneefreien (= schulfreien) Tag [siehe hier], sondern auch in dieser Woche hat es ab Montag kräftig geschneit, was zu weiteren zwei Tagen schneefrei und einigen schönen Fotos geführt hat. Besonders, wenn ich aus dem Fenster geschaut habe, sah alles so weiß und ruhig aus, wie es in Istanbul selten passiert. Die Dächer waren weiß, manchmal stöberte eine kleine Staubwolke hinab, die Autos blieben stehen und bis auf ein paar spielende Kinder waren die Straßen leer.
Schon am Montagabend hatte ich auf einen freien nächsten Tag gehofft, doch abends um zehn sagte der Istanbuler Oberbürgermeister noch nein zum Schulfrei. Die positive Entscheidung wurde wohl nachts um eins getroffen und ich habe sie kurz vorm Aufstehen am Dienstagmorgen um halb sieben erfahren, was mich nur zu einer Sache veranlasst hat: weiterschlafen.
Als ich mich dann gegen halb zehn langsam in die Senkrechte gestellt habe, spielten draußen auf der Straße schon die Kinder mit den Schneemassen, die hauptsächlich in der Nacht gefallen waren. Es schneite weiter und zwischendurch kamen heftige Böen auf, die den weißen Staub durch die Luft wirbelten.
Gegen Mittag bin ich dann auch dick eingepackt wie ein Eskimo nach draußen gestapft – auf dem Kopf meine “Alaska-Mütze” mit Fell und Ohrenklappen, an den Füßen wärmende Ugg Boots und um den Hals meine Kamera. Weil die Straße ausnahmsweise fast leer war, konnte ich direkt hinüber und habe mir den weiten Weg bis zur Brücke gespart. Schon war ich an unserem Ufer des Marmarameeres und versank mit den Stiefeln ziemlich tief im Schnee, wo sonst eine hübsche grüne Wiese ist.
Normalerweise ist der Uferstreifen immer voll mit Spaziergängern, niedlichen Katzen und streunenden Hunden, doch vorgestern war er bis auf sehr wenige Ausnahmen leer. In Istanbul herrschten ungewöhnliche minus zwei Grad, die haben wohl nur die Seevögel so richtig genossen.
Ich bin zwar auch gerne durch den Schnee gestapft, schon weil das in den letzten zwei Wintern in Istanbul für mich nicht möglich war, aber nur solange auch die Sonne schien. Leider haben sich am Dienstag aber Sonne und unangenehm starke Schneeschauer abgewechselt und so bin ich relativ schnell zur Ataköy Marina gegangen, um mich in einem der Cafés aufzuwärmen.
Dabei durfte ich noch feststellen, dass die richtigen Gehwege sehr glatt waren und bevor ich groß darüber nachdenken konnte, rutschte ich auch schon aus und landete auf dem rechten Knie. Im tiefen Schnee. Denn Wege werden hier nicht unbedingt geräumt oder gestreut. Allerdings vermute ich, dass es im Baumarkt auch kein Streusalz zu kaufen gibt. Am Zeitungskiosk jedenfalls hat der Verkäufer den Schnee mit einer kleinen Schaufel aus einem Kehrset zur Seite geschafft.
Im Café brauchte ich eine große Tasse Sahlep um mich aufzuwärmen. Meine Hände waren in kurzer Zeit trotz dicker Handschuhe taub geworden. Umso mehr taten mir all die niedlichen Tierchen leid, die da draußen bleiben mussten. Ob mein Kater eigentlich weiß, wie gut er es in der warmen Stube hat? Er hat sich in den letzten zwei Tagen auch kaum aus seinem Sessel hochbequemt.
Da hätte ich z.B. diese Katzengeschwister am liebsten sofort adoptiert. Und die eingeschneite schwarze natürlich auch. Nur Vögel kommen mir auf gar keinen Fall niemals ins Haus, auch wenn ich Möwen sehr liebe:
Am Ende bin ich aber alleine sehr vorsichtig nach Hause geschlittert, denn überall war es spiegelglatt. Ich war auf dem Rückweg gleich noch im Supermarkt einkaufen, schon in der Hoffnung, dass auch Mittwoch schneefrei wäre und ich dann auf keinen Fall vor die Tür treten würden. Wieder wurde mein Wunsch erfüllt, auch Mittwoch wurde ein freier Tag, an dem ich aber genug zu Hause zu erledigen hatte. Bleibt ja immer genug Arbeit liegen. Außerdem brauchte ich am Dienstagabend pure Erholung, nachdem am späten Nachmittag das Erdbeben aus der Ägäis auch hier in Bakirköy noch mehrere Sekunden lang kräftig zu spüren war. Und ich hatte zuerst Canavar verdächtigt, an meinem Schreibtischstuhl zu spielen und zu wackeln – bis ich ihn trotz Wackeln in einer anderen Zimmerecke sah …
Hier noch ein Foto, wie es im Stadtteilzentrum ausgesehen hat – leider keine romantische Schneelandschaft, sondern einfach nur glatter Matsch, der bis Mittwochnacht immer wieder von großen Flocken vermehrt wurde:
P.s. Ein paar mehr Fotos findet ihr auch auf der Facebookseite sowie auf der google+-Seite von janavar.
© janavar
Schöne Bilder. Wie kommen denn die Istanbuler mit den wohl eher ungewohnten Schneemassen zurecht (die in Deutschland ruhig auch mal herabschneien könnten)?
Gar nicht. Sie bleiben hauptsächlich zu Hause. Außerdem gibt es ein noch größeres Verkehrschaos, weil sie ja auch nicht alle Winterreifen haben. Aber zumindest hier im Wohnviertel war es ganz angenehm ruhig 🙂