Ich kann mich sehr gut über Kleinigkeiten beschweren und finde da im Moment ausreichend Material: Es regnet ständig, der Himmel ist immer nur grau. Zwei Busse sind einfach mal nicht gekommen, weswegen dann 200 Leute versucht haben, den nächsten zu stürmen. Ich habe mir heute früh ziemlich tief in den linken Zeigefinger geschnitten, als ich einen Rosenstiel kürzen wollte. Der Kater hat mich viel zu früh geweckt und mir später völlig grundlos in den Fuß gebissen. Ich bin irgendwie nur müde, egal wie viel Kaffee ich in mich kippe. Der Schreibtisch zieht die Papierstapel von ganz alleine an und ist darunter kaum zu erkennen. Hier könnte auch mal wieder jemand putzen. Und überhaupt, wo ist eigentlich der Frühling?
Aber dann war da gestern früh der Moment, als ich im Bus zur Arbeit saß und auf dem Bosporus erst zum zweiten Mal überhaupt einen Delfin sah, der da fröhlich herumsprang. Ich habe den Moment als positives Zeichen gedeutet und prompt ist mir aufgefallen, wie viel Glück ich auch in der letzten Zeit hatte. Ich habe den Job bekommen, den ich wollte, und inzwischen ein bezahlbares WG-Zimmer gefunden. Als ich gestern erschöpft nach Hause kam, war ich auf einen Schlag hellwach, als ich noch einmal die Bestätigungsmail las, dass mich die nette Amerikanerin, die ich in dieser Woche beim Skype-Gespräch kennen gelernt hatte, wirklich aus allen Bewerbern ausgewählt hatte. Ich habe also schon ein neues Zuhause gefunden und werde ganz zentral in Cambridge wohnen, von wo aus ich sogar zu Fuß auf die andere Seite des Flusses zur Arbeit laufen kann. Neben diesen Planungen sehe ich die vielen schönen Seiten Istanbuls, sitze am Freitagabend in einem Restaurant mit Blick auf den Bosporus. Nachts schläft der Kater auf meinen Beinen und hat schon seit einer Woche nicht mehr den Beutel mit Kleingeld aus dem Bücherregal heruntergeworfen. Ich muss lernen, mir der vielen tollen Dinge viel bewusster zu sein. Denn es läuft gut. Richtig gut.
I’m really good at sticking at trifles, and find many things to do so at the moment: it always rains, the sky is only grey. Two busses just didn’t come, and then 200 people tried to get on the next bus. I cut my left index finger quite severely this morning when I wanted to chop a rose stem. My cat woke me up far too early, and later on bit my foot without any reason. I always feel exhausted, no matter how much coffee I consume. My desk attracts those piles of paper all by itself, and can hardly be recognized beneath. Somebody could clean here. And anyway, when is spring arriving?
But then there was this one moment yesterday morning when I was sitting on the bus to work and for the second time ever I saw a dolphin on the Bosphorus. It seemed to bounce around happily. I took this moment as a positive sign and realized how lucky I’ve been recently. I’ve got the job I wanted and already found a room in a shared apartment. When I came home yesterday, I was so tired. But all at once I woke up when I read a confirmation mail stating that the nice American woman who I had skyped with during the week had really chosen me from all the candidates to share the apartment. So I already have a new home which is in the center of Cambridge. I can even walk to work, which is on the opposite side of the river. Besides planning all this, I’m seeing many beautiful sides of Istanbul, sat in restaurant facing the Bosphorus on Friday evening. At night the cat is sleeping on my legs, and it’s been a week since he last threw down the little bag with loose change from the shelf. I must learn to become more aware of all the great things. Because it’s going well. Really well.
© Janavar
Hallo Jana, toll, dass es Dir neben Planungsfreuden, Planungsstress und Abschiedswehen so gut geht! Erhalte Dir den positiven Blick! 🙂