Mastress of Disastress

Nun wurde es aber dringend Zeit für ein gepflegtes Kaffetrinken bei mir, damit meine Freunde endlich auch einmal unsere Wohnung und den groß gewordenen Kater sehen. Der erste Besuch im April war geplatzt, weil ich so lange krank im Bett lag. Dann waren Sommerferien, dann andere Ausflüge. Aber gestern hat es endlich geklappt und ein kleiner Kreis hat direkt nach der Arbeit Kaffee und Kuchen in unserem großen Wohnzimmer genossen. Nur die Vorbereitungen gingen nicht ohne Drama ab.

Eigentlich war das ja klar. Ich bin im Zweit- und Drittberuf Dramaqueen und Tollpatsch, aber am Donnerstagabend war trotzdem ein Rekordtiefpunkt erreicht. Ich berichte mal von Anfang an: ich habe am Donnerstag beim AG-Treffen nach der Schule extra angekündigt, dass ich etwas früher gehen müsse, weil der Kater einen Tierarzttermin hatte. Aber dann gab es in unserem Gruppentreffen ein Problem und Frau Lehrerin musste natürlich wie immer bis zum bitteren Ende dableiben. Damit war ich um 17 Uhr aber wirklich so spät, dass schon das Lehrerzimmer abgeschlossen war, wo sich meine Jacke befand. Also musste ich erst einmal jemanden finden, der im Besitz des Schlüssels war – und davon gibt es nicht viele. Immerhin haben der Kater und ich es aber zur Tierärztin geschafft und er hat eine fantastische Monstereinlage gegeben, als er begriffen hat, dass er gleich zwei Impfungen bekommt. Auf dem Rückweg habe ich noch beruhigend auf ihn eingeredet, als ich volle Kanne gegen einen der Gehwegpfosten gerannt bin – und mein Schienbein nicht nur blau, sondern auch noch blutig gehauen habe.

Nachdem der erste Schmerz verflogen war (das ganze Schienbein tut aber immer noch weh und schimmert im Moment dunkelblau bis dunkelgrün), stellte ich mich endlich in die Küche und begann mit den richtigen Vorbereitungen. Es begann mit den Quitten, die ich ja erst vor zwei Wochen (siehe hier) erfolgreich süßgekocht hatte. Schon als ich bei der zweiten Quitte das Kerngehäuse rausschnitt, schnitt ich mit meinem kleinen scharfen Küchenmesser direkt weiter in meinen linken Zeigefinger. Mit Pflaster ging es zwar weiter, aber der Finger war auch nach Stunden immer noch taub und erst jetzt weiß ich, wie viele Dinge ich tatsächlich mit meiner linken Hand erledige, z.B. kann ich mein Gesicht mit rechts überhaupt nicht eincremen. Aber am Ende mussten sich immerhin die Quitten ergeben und wurden nicht nur zu Dessert verarbeitet, sondern auch gern gegessen.

Die Cupcakes mochten mich auch nicht. Mein Plan war, viele Minis zu backen, damit niemand sich nach einem satt fühlen würde. Aber als ich die Kleinen aus ihren Silikonförmchen befreien wollte, sind sie alle zerbrochen, was mir wirklich noch nie passiert ist. Daher habe ich aus der zweiten Hälfte des Teiges lieber normalgroße Muffins gebacken, von denen zum Glück nur einer im Abwaschwasser gelandet ist *hust*.

Als nächstes wollte ich Brötchen backen. Ganz einfache Brötchen, die man hier aber leider nicht kaufen kann. Aus ganz einfachem Hefeteig. Im Küchenschrank fand ich zwanzig Tütchen Vanillezucker, zwanzig Päckchen Backpulver, keine Trockenhefe. Also bin ich schnell los zum kleinen Laden an der nächsten Ecke und fragte nach “instant maya”. Der Verkäufer: “Was ist ‘maya’?” – “Äh, na, maya. Ich weiß nicht, vielleicht ist das das falsche Wort. Das brauche ich zum Kuchenbacken.” Nach einem inneren Panikanfall suchte der türkische Verkäufer immerhin in einem seiner Regale und lernte dabei doch tatsächlich das türkische Wort für Hefe kennen. Danach hatte ich aber Glück mit den Brötchen und sie sind super angekommen.

Trotzdem hatte ich Donnerstagabend irgendwann so schlechte Laune, dass ich am liebsten alles aus dem Fenster geschmissen hätte. Ich backe fast jede Woche und habe normalerweise keine Probleme. Diesmal ging bei allem etwas schief. Vielleicht der typische Vorführeffekt?!

Immerhin hatte ich mich bis Freitag beruhigt und begann die finalen Handlungen etwas weniger gestresst. Der Kater hatte auch schnell begriffen, dass es viel zu essen geben würde. Um nicht zu kurz zu kommen sicherte er sich sofort einen Platz am Tisch:

Mein letztes Prachtstück sollte ein Key Lime Pie werden, den ich erst am Mittwoch bei Nicest things hier entdeckt hatte. Das Rezept ist einfach und auch schnell – jedenfalls wenn man nicht einen doofen Minibackofen hat wie ich. Bei mir hat das Teigbacken fast eine Stunde gedauert, also doppelt so lange wie normal. Dafür fand ich meinen Eischnee absolut genial. Erst beim Reiben der Limettenschale für die Deko habe ich direkt noch meinen rechten kleinen Finger mitgerieben *autsch*.

Seitdem ist aber nichts mehr passiert. Der Nachmittag mit meinen Freunden war super; das Essen war alles lecker; der Kater hat sich gefreut, weil alle mit ihm spielten und er unendlich viel Aufmerksamkeit bekam; es ist genug übergeblieben, um auch meinen Lieblingsmenschen noch glücklich zu machen; und ich habe den Stress hinter mir gelassen und pflege dieses Wochenende meinen geschundenen Körper.

Nur eine Sache interessiert mich noch: Auf allen Koch-/Lifestyle-Blogs sieht immer alles so perfekt aus und die Blogger wirken perfekt  perfekt perfekt. Passiert denen nie etwas? Oder schreiben sie (ihr) nur nicht darüber?

© janavar

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4 thoughts on “Mastress of Disastress”

  1. Hach, wäre doch langweilig, wenn alles glatt gehen würde bei den Vorbereitungen 😀 Ich denke viele schreiben einfach nix darüber…hihi…

    Liebe Grüße

  2. Ach arme Jana, der klassische Vorführeffekt. Beim mir läuft zum Beispiel das Backen immer super, aber als ich den Backkurs gab, konnte ich vor den ganzen Leuten nicht mal mehr ein Ei trennen….mal sehen wie es diesmal wird. Aber die Zeit mit Deinen Freunden war ja trotzdem schön. Gute Besserung wegen Deinem Bein.

    1. Na da bin ich aber froh, dass der Vorführeffekt auch dir passiert ^^. Danke, das Bein erholt sich langsam. Zum Glück steht nun erstmal kein Tierarztbesuch mehr an.

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