Am 16. September bin ich abends von Düsseldorf nach Istanbul geflogen. Mit einem Koffer und einer Reisetasche sowie Handgepäck. Meinen restlichen Haushalt hatte ich schon per LKW-Lieferung geschickt, die schon einen Tag vorher am türkischen Zoll eingetroffen war. Im Flugzeug schüttete meine Sitznachbarin ihr Essen über mich, in Istanbul würde ich acht Wochen auf meine ganzen Sachen warten und so lange in meiner leeren Wohnung auf einer geliehenen, aufblasbaren Gästeluftmatratze schlafen. In meinen ersten vier Wochen gab es ein Minierdbeben und einen Bombenanschlag auf dem Taksimplatz, in dessen unmittelbarer Nähe ich wohnte. Es regnete so viel und so stark, dass ich neue Klamotten und Regenstiefel kaufen musste, weil ich erst einmal einfach zu wenig Sachen hatte und die wenigen nicht so schnell trockneten. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich meine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung bekam, die ich brauchte, um meine Habseligkeiten vom Zoll auszulösen. Auch Internet konnte ich erst dann beantragen, bis dahin hielt ich mein Netbook in der letzten Ecke meines Balkons auf etwa zwei Meter Höhe, um mich in das einzige verfügbare, kostenlose W-lan einwählen zu können.
Doch trotz aller Hindernisse war ich schwer verliebt in die große Stadt. Irgendwie war mir von Anfang an klar, dass ich länger als zwei Jahre – die Dauer meines ersten Vertrages – bleiben würde. Ich habe mich durch das riesige Angebot türkischen Essens, besonders die sehr süßen Nachtische gegessen, bin zu Konzerten türkischer Rockbands gegangen und war von allen Aspekten der mir fremden Kultur völlig begeistert. Gerade sind viel neue Kollegen angekommen und durch sie erinnere ich mich wieder an diese anfängliche, bedingungslose Begeisterung.
Der Anfang ist eine so tolle Zeit, auch wenn sie nicht immer leicht ist. Ich erinnere mich an den Geruch der klaren kühlen Herbstmorgen; an die heißen Mittagsstunden im Herbst, wenn sich der Smog doch wieder über die Stadt legt; an das unentwegte Platschen des Regens, der überall entlangströmt, weil es für ihn keine Abflussmöglichkeiten in der Betonstadt gibt; an das wärmende Gefühl, wenn ich frisch gebrühten schwarzen Tee trank; an den süßlichen Geruch der Nargiles (Schischas) in ihren vielen Sorten; an das überragende Gefühl, in einem Restaurant endlich etwas auf Türkisch bestellen zu können, und an die Ohnmacht bei der Erkenntnis, das die türkische Sprache eine sehr schwer zu lernende ist; an die tiefe Glückseligkeit, ein winziger Teil dieser Stadt zu sein.
Inzwischen starte ich in mein viertes Jahr Istanbul, ich habe viel entdeckt, viel gelernt. Ich behaupte, noch ein paar Jahre hierzubleiben, aber nicht für immer. Ich habe viel Glück hier gefunden und ich freue mich auf das nächste Jahr in dieser aufregenden Stadt.
© janavar
Ui, dein Anfang klingt echt holprig – aber interessant zu lesen! Ich wünsche dir ein schönes viertes Jahr!
Ahhhhh! Wo ist der “Like”-Button? Der ist doch so nützlich, wenn man nicht viel Zeit hat und trotzdem sein Lob dalassen will.
Also dann auf diesem Wege: “Like”. 😉
Den Like-Button suche ich immer noch bei wordpress.org. Hoffentlich taucht er noch auf 🙂
Wow! Wie ich dich beneide! 😀 Ich hoffe du wirst noch viele weitere schöne Jahre in dieser tollen Stadt erleben. 🙂
Danke! Das hoffe ich auch. Du kannst ja nach dem Studium auch ins Ausland gehen oder magst du nicht?
Tolle Bilder!
Ich erinnere mich an die Geschichten deines Anfangs in Istanbul, hatte mich vor langer Zeit mal durch deine Anfangsartikel gelesen 🙂
Und immer wieder denke ich nur: Hut ab!
Danke, liebe Ninjaan! Ich sehe aber nicht, dass du weniger abenteuerlich bist, eher sogar noch viel mehr und deine Erlebnisse sind oft viel interessanter und gefährlicher 🙂
uiiii, war ja ganz schön holprig.
Aber ich wünsche dir viele schöne weitere Jahre mit tollen Erinnerungen.
Vielen Dank! Es war/ist nicht immer einfach und ich beschwere mich auch oft genug, aber dennoch ist es ein ganz wunderbares Erlebnis 🙂
Ich glaube, ich wäre am Anfang verzweifelt^^
Für diesen deprimierenden Anfang hat Dich Istanbul aber ganz schön entschädigt. Ich glaube gern, dass Du noch ein paar Jahre bleiben willst. Dafür wünsche ich Dir nur das Beste!