Heute ist der erste Tag des islamischen Fastenmonats Ramadan, der entsprechend dem Mondkalender jedes Jahr zehn oder elf Tage früher beginnt. Ab sofort läuft das Leben in der Türkei langsamer als sonst. In diesem Jahr vielleicht noch etwas langsamer als in den letzten Jahren, weil die Tage noch länger sind und das Fasten erst mit dem Sonnenuntergang gebrochen werden darf. Am schönsten ist es nachts, wenn sich das Leben so richtig abspielt. Wenn die Leute draußen picknicken oder in der kühlen Luft spazieren gehen. Wenn die Moscheen hell erleuchtet sind und alles ein bisschen feierlich ist. Ich erinnere mich noch, dass die Händler in meiner Straße im letzten Jahr ihr erstes Iftar, das Fastenbrechen mit meiner armenisch-christlichen Nachbarin und mir teilten. Gerade im Ramadan schmeckt das Essen irgendwie noch etwas besser, z.B. wenn der Bäcker erst am Abend das Brot ganz frisch bäckt. Da mein Stadtteil aber sehr gemischt ist, bis vor fünfzehn Jahren haben hier fast nur Christen gelebt, ist es kein Problem, auch tagsüber auf der Straße zu essen und zu trinken. Die Cafés haben geöffnet und genug Gäste. Das finde ich doch angenehm, weil ich im Hochsommer auf keinen Fall aufs Trinken am Tag verzichten könnte, aber ich bin eben auch nicht religiös.
Ich wünsche den Fastenden unter euch einen schönen und gesegneten Ramadan! Ramadan mübarek!
Today is the first day of the Islamic fasting month Ramadan, which according to the lunar calendar starts ten or eleven days earlier every year. From now on life is a bit slower than usually in Turkey. This year it is maybe even slower because the days are really long and the fasting is broken only at sunset. The nights are the most beautiful time because then everything is happening. People have picnics outside or walk in the cool air. When the mosques are illuminated, and everything is a bit solemn. I remember last year when the merchants in my street shared their first iftar, the food after sunset, with my Armenian-Christian neighbor and me. Especially during Ramadan the food is that little bit more delicious, e.g. when the baker is baking fresh bread in the evening. Since my part of the city is very mixed – until fifteen years ago almost only Christians lived here – it is no problem to eat and drink on the streets at daytime. The cafes open, and there are enough people going there. I welcome this because at the height of summer I could never go without any drink during the day. But then again I’m not religious.
I wish the ones of you who are fasting a happy and blessed Ramadan! Ramadan mübarek!
© Janavar
Mit den geöffneten Cafes und den essenden Touristen bzw. nicht Moslems stelle ich mir das Fasten für einen Gläubigen noch schwieriger vor, als es ohnehin schon sein dürfte. Vor allem könnte ich mir persönlich nicht vorstellen, den ganzen Tag lang nichts zu trinken. Sobald es 25 Grad werden, schließe ich mich praktisch intravenös an eine Wasserflasche an.
Das sehe ich auch so (wobei wir im Moment von 25 Grad weit entfernt sind). Ich kenne einige, die sagen, sie verzichten zwar aufs Essen, aber nicht auf Wasser, weil die Tage einfach zu lang sind. Andere Muslime sehen es übrigens als Herausforderung, wenn andere in ihrem Beisein essen und sie trotzdem widerstehen.