Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Auswandern mit einer Menge Arbeit verbunden ist. Meine Pläne fürs zweite Mal “Auswandern” (oder sollte ich besser “Umwandern” sagen?) sind ja nun konkret geworden. Im letzten Herbst hatte ich euch in zwei Posts bereits erklärt, was für mich beim Auswandern wichtig ist in der Planungsphase bzw. welche Dokumente man dafür immer braucht. Daher dachte ich mir, ich führe die Reihe nun fort.
Wie also habe ich meinen neuen Job gefunden? Durch meinen Job hier in Istanbul kenne ich das Auslandsschulwesen inzwischen natürlich ziemlich gut. Ich wollte nicht zurück nach Deutschland und so blieb mir die Option, Ortslehrer an einer Auslandsschule zu werden (das sind die, die einen Arbeitsvertrag mit der Schule selbst haben), weil ich meinen Beruf nicht ändern wollte. Zuerst war meine Recherche eher Spielerei, weil ich ohnehin noch länger hätte hier an meiner Schule bleiben können. Da die USA mein großes Traumland sind, fand ich schnell heraus, dass es dort weder viele deutsche Auslandsschulen gibt noch viele von den wenigen, die ein Visum sponsern. In den USA braucht man aber einen Job, um ein Visum zu bekommen, und ein Visum, um einen Job zu bekommen. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Die Schule in Boston sponsert jedenfalls und so habe ich einfach im August eine Initiativbewerbung dorthin gemailt, die aus einem Anschreiben und meinem Lebenslauf bestand. Kein Mensch hat Lust und Zeit, auf eine Email zu reagieren mit “Ich würde gern … Wenn Sie Interesse haben, sende ich Ihnen meine Unterlagen zu.” Ich weißt das, ich betreue Praktikanten.
Zu dem Zeitpunkt war übrigens an der Schule noch keine Stelle ausgeschrieben, trotzdem habe ich schnell eine Antwort erhalten und ein erstes Vorstellungsgespräch per Skype geführt. Durch interne Planungen dort hat es bis Mitte November gedauert, bevor ich eine mündliche Zusage bekam. Ich habe dann bis Februar gewartet, um sicher zu gehen, dass mit dem Job auch wirklich alles klappt. In meinen Winterferien habe ich auch einen Vormittag in der Schule verbracht, mir viel angeschaut und erklären lassen – und erfahren, wie viel Glück ich hatte, überhaupt den Job zu bekommen, da es dort nur drei Deutschlehrer gibt und einer gerade geht. Auch letzte Details meines Arbeitsvertrags haben wir an dem Tag besprochen. Erst danach habe ich meine Entscheidung, Istanbul zu verlassen, öffentlich verkündet [hier].
Natürlich habe ich mit meinem Beruf den Luxus, dass es einfach ist, einen Job zu finden, wenn man das deutsche Auslandsschulsystem einmal verstanden hat. Meine Freunde, die keine Lehrer sind, schwören auf Networking und tatsächlich scheinen viele Jobs über Kontakte vermittelt zu werden. LinkedIn hilft zum Beispiel beim Vernetzen, außerdem kann seine Kompetenzen und Erfahrungen dort sehr gut präsentieren.
Merke also:
- Sich zuerst gut über Jobmöglichkeiten und die Bedingungen im anderen Land informieren.
- Rechtzeitig mit der Jobsuche anfangen, etwa ein Jahr vorher reduziert eine Menge Stress.
- Mutig sein und einfach bewerben.
- Gleich eine vollständige Bewerbung absenden. Im Anschreiben sich so gut und so knapp wie möglich positiv verkaufen und erklären, warum man perfekt für genau diesen Job ist. Auf maximal zwei A4-Seiten im Lebenslauf alle wichtigen Kompetenzen und Erfahrungen in Tabellenform darstellen.
- Bei sehr unterschiedlichen Zeitzonen muss man auch mal nachts um 11 skypen.
- Das gewisse Quentchen Glück gehört dazu.
- Und Timing. Timing ist alles.
- Bei ungeduldigen Menschen wie mir: abwarten abwarten abwarten. Leider gibt’s da keine Alternative. Aber es kann helfen, engste Vertraute so zu nerven, bis sie für einen beten, dass man den Job bekommt.
- Kein unnötiges Risiko eingehen. Erst einen neuen Job haben, bevor man den alten kündigt.
Dear English-speaking readers, I’m sorry, but today I don’t have time to translate this post. It’s about how I found my new job in Boston, which I start in August 2015. Read here a bit more about it.
© Janavar
Hi, ich bin bereits ausgewandert und hatte den großen Vorteil, dass ich meine Arbeit und somit auch meine Existenzsicherung einfach mitnehmen konnte. Wie du schon schreibst, ist eine gute Vorbereitung wichtig. Doch aufgrund der gemachten Erfahrungen kann ich dir und deinen Lesern mitteilen, dass man sich gar nicht auf alles vorbereiten kann. Ob und wie man im neuen Land klar kommt, ist letztlich oftmals Glückssache. Es gibt viele positive, aber auch viele negative Überraschungen. Drücke dir die Daumen für deine Realisierung der Pläne… LG, Steffi
Danke, liebe Steffi! Ich weiß, dass es immer Überraschungen in beide Richtungen gibt. Vor fünf Jahren bin ich nach Istanbul gegangen und hatte viel weniger Vorbereitungszeit. Lg
Alles Gute für das neue Ziel 🙂
So richig konkret habe ich noch nicht übers Auswandern nachgedacht, aber du gibst tolle Tipps, die bestimmt vielen helfen werden!
Dankeschön 🙂
Wow! Ich bin sehr stolz auf dich und finde es bemerkenswert, wie du dich tapfer schlägst. Vor allem USA! OMG ich flippe aus 😀
Ich möchte auch gerne ins Ausland, aber nicht für immer – nur ein Jahr 🙂 Mal gucken ob ich mich das traue…
Liebe Grüße
Mai
xox
Ein Jahr kann man gut schaffen, liebe Mai. Ich habe auch mit kürzeren Auslandsaufenthalten angefangen ;-). Ich drücke dir die Daumen, dass du den Mut findest. Lg