Im Frühling hatte ich euch in zwei Posts erzählt, wie ich überhaupt auf die Idee kam, auszuwandern [hier] und wie ich dann in Istanbul landete [hier]. Nun habe ich mir überlegt, euch in einer neuen Blogkategorie zu erklären, was man beim Auswandern alles beachten muss. Ich hoffe, das euch das interessiert. Denn auch wenn mein Beispiel die Türkei ist, ist Vieles doch allgemein gültig. Heute geht es um die Planungsphase:
Erst einmal sollte man sich sicher sein, dass man auswandern will, denn der ganze Prozess kostet Zeit, Geld und auch so einige Nerven. Wenn euch das klar ist, geht’s los. Man sollte schon einige Monate vorher anfangen, alles zu planen. Persönlich würde ich beim nächsten Mal Auswandern mit etwa einem Jahr Vorsprung rechnen. In die Türkei habe ich es aber in drei Monaten geschafft: meine Bewerbung für das Auslandsschulwesen habe ich zwar im März eingereicht und mein Aufnahmetest war im Mai, aber das Jobangebot selbst habe ich erst im Juni bekommen und nach einem Bewerbungsgespräch zugesagt. Im Juli bin ich nach Istanbul geflogen, um eine Wohnung zu mieten. Im August habe ich meine Wohnung aufgelöst und sämtlichen Papierkram erledigt. Anfang September hat die Umzugsfirma meinen Hausrat per LKW in die Türkei gebracht und ich durfte Mitte September ausreisen, vier Tage vor Schulbeginn. Ich hatte Glück, dass meine Schule und das Bundesverwaltungsamt den meisten Papierkram für mich erledigten. Der kostet nämlich auch eine Menge Zeit. Insgesamt habe ich mich aber selbst ins kalte Wasser gestürzt, besonders weil ich weder Ahnung vom organisatorischen Teil des Auswanderns hatte noch die Türkei kannte.
Hat zwar funktioniert, aber ich würde im Nachhinein sagen, mit besserer Vorbereitung hätte ich mir einigen Stress erspart. Zum Beispiel die Angst, keinen Job zu bekommen. Zumindest an Auslandsschulen werden die Stellen meistens ab einem Jahr vorher vergeben, so dass ich mich im Grunde viel zu spät beworben hatte. Mein Glück war, dass zu dem Zeitpunkt die Bewerberkartei ziemlich leer war und sie noch dringend einen Deutschlehrer brauchten. Oder dass ich erst so spät ausreisen durfte, weil mein Dienstpass nicht fertig war. Ich wusste nicht, dass es so lange dauert, ihn auszustellen, weil er vom Auswärtigen Amt direkt zur Türkischen Botschaft ging, um ein Arbeitsvisum zu erhalten. Ich bin also nicht sofort nach Berlin zur Fingerabdrucksabgabe gefahren, sondern erst etwas später – dementsprechend länger musste ich auf den Pass warten und saß in meiner leeren Wohnung fest. Wobei Sitzen sehr positiv klingt. Alle meine Sitzgelegenheiten waren da schon auf dem Weg nach Istanbul. Ihr glaubt gar nicht, wie schön es ist, mal auf dem Klodeckel zu sitzen.
Beim nächsten Mal würde ich wie gesagt etwa ein Jahr vorher mit der Planung anfangen, um alle diese Dinge zu organisieren (den finanziellen Aspekt habe ich erst einmal ausgeklammert), wobei ich erst ganz konkrete Auswanderpläne machen würde, wenn ich bereits einen Job habe – mir ist meine finanzielle Absicherung einfach wichtig:
Welche Themen bezüglich Auswandern würden euch denn konkret interessieren?
© Janavar
Dumme Sprüche tragen immer ihr Körnchen Wahrheit in sich. Deshalb: hinterher ist man immer schlauer. 😉
Ich bin auch relativ unvorbereitet ins kalte Wasser gesprungen, aber hatte natürlich Glück, dass ich einfach von einer Familie in eine andere übersiedeln konnte und die finanzielle Freiheit hatte, um mir eine lange Anlaufphase mit Sprachenlernen und Jobsuche im Ausland leisten zu können.
Ich kann also die Liste dahingehend ergänzen: starke Nerven, Kompromissbereitschaft und Geld einpacken. Außerdem fand ich es sehr entspannend, dass ich meine Habe zunächst in Deutschland einlagern und nachholen konnte, als wirklich alles in Sack und Tüten war. Das erfordert zwar Improvisationstalent, aber erspart einen Posten, falls das Auswandern doch nicht erfolgreich verlaufen sollte.
Schön, dass Du anderen mit Deinen Beiträgen das Auswandern erleichtern möchtest! Ich lese sie jedenfalls alle mit großem Interesse. 🙂
“Ihr glaubt gar nicht, wie schön es ist, mal auf dem Klodeckel zu sitzen.” – ahahahahahaha… du arme! 😀
Danke für den Beitrag, mich persönlich hats interessiert. 🙂