Es gibt bestimmt billigere Wege um zur Ruhe zu kommen, aber bei mir wirkt am besten, wenn ich wegfliege, mir ein Auto miete und viel herumfahre. Die türkischen Straßen außerhalb Istanbuls sind meistens sehr gut und ziemlich leer. Keiner achtet auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Durch Kappadokien [hier] habe ich extra lange Strecken gewählt. Vor zwei Wochen bin ich von Kars nach Van gefahren. Das sind etwa 365 Kilometer. Da fuhr ich durch die blühende Steppe, voll mit roten Mohnblumen und schneebedeckten Bergen dahinter.
Für mich ist das der schönste Teil der Türkei, den ich je gesehen habe. So viel Schönheit auf einem Flecken und gleichzeitig ist es mein Abschied von der Türkei. Oder ein Teil davon. Ich fühle mich wie ein moderner Nomade, auf der Suche nach immer neuen Orten, immer am Verabschieden. Ich habe mich schon immer leicht in Orte verliebt, ich kann an vielen wohnen, mich an vielen wohlfühlen. In Menschen verliebe ich mich nicht so einfach. Vielleicht sind deshalb selten Orte mein Zuhause, ich wechsele sie oft. Vielleicht finde ich mein Zuhause in Personen. Vielleicht wird Boston irgendwann mein Zuhause, denn die Türkei ist es nicht oder nicht mehr. Ich liebe sie, so sehr dass es wehtut, als ich durch die Steppe fahre. Aber ich liebe sie nicht genug, um zu bleiben. Ich trete weiter aufs Gas.
Meine Playlist auf dem Weg durch die Steppe war diese hier, eine Mischung aus alten und neueren, eine aus englischen, deutschen, türkischen und dänischen Songs, eine passend zum Abschiedsschmerz:
There are probably cheaper ways to relax, but for me flying away, renting a car and driving a lot works best. Turkish roads outside Istanbul are usually very good and quite empty. Nobody pays attention to speed limits. I chose extra long ways when I drove through Cappadocia [here]. Two weeks ago I drove from Kars to Van. That were about 365 kilometers. I passed through the steppe full of poppies, snow-capped mountains in the background.
For me this is the most beautiful part of Turkey that I’ve ever seen. So much beauty in one place. At the same time it’s my farewell to Turkey. Or a part of it. I feel like a modern nomad, always looking for new places, always saying goodbye. I’ve always fallen in love easily with places. I can live in many, feel good there. I don’t fall in love with people as easily. Maybe that is why places rarely feel like home to me. I change them often. Maybe I’ll find my home in a person. Maybe someday Boston will become my home because Turkey isn’t home or not any more. I love this country, so much that it hurts when I’m driving through the steppe. But I don’t love it enough to stay. I’m stepping on the gas.
Above you can see my playlist for when I was driving through the steppe. A mix of old and newer songs, a mix of English, German, Turkish and Danish ones, a playlist matching my sorrow of leave-taking.
© Janavar
Ich kann dieses gespaltene Gefühl gut nachempfinden. Es gehört zum Prozess “Leben” dazu. Danke für die schönen Fotos!