In der letzten Woche habe ich euch vom Sonnenaufgang auf dem Nemrut Dağı erzählt [hier]. Nachdem ich richtig ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt hatte, setze ich mich ins Auto, stieß beim schwungvollen Rückwärtsausparken gegen den einzigen Baum auf dem Hotelparkplatz (äh ja, ich bin keine besonders gute Autofahrerin, aber zum Glück hat das Auto keine Beule bekommen) und fuhr dann in der Gegend herum, um mir auch die anderen Sehenswürdigkeiten anzusehen, nämlich das Karakaş-Hügelgrab und die Cendere-Brücke.
Wie der Nemrut Dağı ist auch das Karakaş-Hügelgrab ein künstlich angelegter Hügel, in dem Falle wurden dort weibliche Verwandte von König Mithridates II. 36 v. Chr. begraben. Außer dem Hügel und ein paar Säulenresten ist nichts zu sehen, aber die Aussicht ist fantastisch. Die Wegweiser waren übrigens wie immer bescheiden aufgestellt, dafür gab es auch kaum Besucher und alles war schön still. Ich genoss u.a. den Blick auf weite, schon reife Weizenfelder, die mich sehr an Mecklenburg im Sommer erinnerten.
Es gibt dort übrigens so wenige Überreste von Säulen und Statuen, weil die Römer die Kalksteinblöcke benutzten, um die Cendere-Brücke über den Cendere Çayı-Fluss im 2. Jahrhundert n.Chr. zu bauen. Inzwischen gibt es auch eine ganz moderne Brücke, aber erst seit 1998. Um zur römischen Brücke zu gelangen, muss man die moderne überqueren und dann erst den Wegweisern trauen.
Bis 2005 war die Cendere-Brücke für den Verkehr freigegeben, bis ein türkischer Tanklastzug sie überqueren wollte, obwohl die Brücke nur für Fahrzeuge bis 5 Tonnen freigegeben war – sie brach zusammen. Inzwischen ist sie wieder aufgebaut und man kann in aller Ruhe über sie spazieren.
Als ich dort war, kamen mehrere große türkische Reisegruppen, die sich jeden halben Meter für Fotos aufstellten und sogar noch fotografierten und filmten, wie sie darübermarschierten. Von den vielen Selfies mal ganz abgesehen. Dabei gibt es dort in der Gegend sehr selten mal ein Handynetz und ins Internet bin ich gar nicht gekommen, was für die technikvernarrten Türken garantiert noch schlimmer war als für mich. Diese Gruppen zu beobachten war äußerst spannend.
Ansonsten gibt es auf der Brücke drei von ursprünglich vier antiken Säulen zu sehen und einige Platten mit antiken Inschriften. Ich finde so etwas immer wieder interessant, u.a. auch weil mir durch meinen Geschichtsunterricht früher nie bewusst wurde, wie riesig das Römische Reich wirklich war, wenn es bis in den Südosten der Türkei und tatsächlich noch viel weiter reichte.
Direkt hinter der Brücke erschließt sich eine große, wunderschöne Schlucht, in die herunterzuklettern ich mich aber nicht traute. Ich weiß schließlich, was für ein Tollpatsch ich sein kann. Die Einheimischen scheinen da keine Angst zu haben, jedenfalls konnte ich mehrere Gruppen sehen, die dort grillten. Das war übrigens auch der Moment, in dem ich Hunger bekam. Das große Café an der Brücke war aber geschlossen, so dass ich erst einmal weiterfuhr.
© Janavar
Wunderschön 🙂 Da wär ich auch gerne gewesen 🙂