Nachdem ich während meines Wochenendtrips Tarsus verlassen hatte, fuhr ich direkt nach Mersin. Schon weil ich etwas müde war, wollte ich unbedingt mein eigentliches Tagesziel erreichen: die fast eine Millionen-Großstadt Mersin am Mittelmeer. Ich habe übrigens die Schnellstraße und nicht die Autobahn genommen, weil man für letztere Maut bezahlen muss, während man auf den Schnellstraßen auch sehr schnell fahren kann. Die Schnellstraße führt auch direkt am Ufer in Mersin entlang.
Dieser Straße bin ich dann auch einige Kilometer gefolgt und habe irgendwann angefangen zu schwitzen, weil ich absolut keine freien Parkplätze entdecken konnte. Ich war echt froh, als ich die Marina mit ihrem Einkaufszentrum sah – und dem riesigen, kostenlosen Parkplatz. Dort habe ich mich erst einmal ein wenig umgesehen, auf das Meer geschaut (was ich liebe), einen Kaffee getrunken (was ich auch liebe) und mit meinem Smartphone ein Zimmer im Hilton gebucht, weil die ein Parkhaus haben (was ich in dem Moment am meisten geliebt habe).
Nachdem ich das Auto abgestellt, im Hotel eingecheckt und mich geduscht hatte – ich sage ja, ich habe doch geschwitzt, als es weit und breit keinen Parkplatz gab und ich immer weiter fahren musste – konnte ich die Stadt erst so richtig genießen. Alles in Mersin ist ziemlich groß angelegt, was ich sehr angenehm finde. Besonders die Strandpromenade zieht sich kilometerweit und ist abwechslungsreich gestaltet. Immer wieder gibt es Statuen, Denkmäler, kleine Gärten und Halbbögen.
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Für mich zeigt Mersin wieder eine ganz andere Seite der Türkei, die ich noch nicht kannte. Einerseits findet man Atatürk an wirklich jeder Ecke, andererseits wirkt die Bevölkerung vergleichsweise konservativ, auch wenn man es nicht unbedingt an der Kleidung erkennt – vielleicht sind sie aber auch nur zurückhaltender-, wird aber wiederum von der CHP (derzeitige Oppositionsparty, von Atatürk gegründet) regiert. Auch an Touristen scheint die Stadt nicht gewöhnt zu sein, auf jeden Fall nicht im Winter. Ein Touristenbüro konnte ich nicht entdecken – und viel schlimmer für mich, es gab nirgendwo Postkarten zu kaufen. Auf Nachfrage sagte man mir an der Rezeption im Hotel, dass es wirklich keine gebe. Das ist natürlich ein großer Minuspunkt aus meiner Sicht, weil ich ein Mensch bin, der furchtbar gerne Postkarten nach Deutschland schreibt.
Im Sommer würde ich allerdings nicht nach Mersin fahren, weil die Stadt keinen Strand hat, wie übrigens viele türkische Großstädte am Meer. Bei über 40 °C im Schatten würde ich meinen Urlaub aber nicht in der Stadt verbringen. Es ist einfach zu unangenehm. Aber etwas außerhalb der Stadt beginnen die berühmten langen Sandstrände der türkischen Riviera. Mehr reizen würde mich aber die zehnstündige Fahrt mit der Fähre von Mersin nach Zypern, die es dreimal pro Woche gibt.
In den anderen Jahreszeiten jedoch ist die Stadt schön, man kann lange spazieren gehen. Überall am Wasser gibt es kleine Cafés und immer Neues zu sehen. In den Parks ist auch einige moderne Kunst aufgestellt. Außerdem sind die wenigen Museen auch direkt am Ufer. Sehr angenehm fand ich auch, dass mich wirklich keiner angequatscht oder -tatscht hat, so wie es in Istanbul zu häufig der Fall ist. In Mersin ist noch genug Platz für alle und das ist sehr schön, wenn man das überfüllte Istanbul mal für ein Wochenende verlässt.
© Janavar