Geständnis einer Shopaholic

Gestern war es furchtbar kalt und dazu noch wolkig mit kleinen Schneeflocken, weshalb ich meine ohnehin geplante Fahrt ins Woodbury Common Premium Outlet vorgezogen habe. Vom Busbahnhof direkt neben dem Times Square fährt man mit einem sehr bequemen Reisebus etwa eine Stunde dorthin für 40 Dollar (Hin- und Rückfahrt). Der Preis relativiert sich sehr schnell, weil man an der Information ein großes Couponheft mit weiteren Rabatten für die meisten der Outletläden erhält. Außerdem lohnt sich die Fahrt schon deshalb, weil man mal die Landschaft außerhalb New York Citys sieht ^^. Man fährt durch Kleinstädte, sieht Berge und viel Grün bzw. gestern eher Weiß. Das Outlet sieht ganz idyllisch aus, wie ein kleines Dorf in einem Tal, das von Bergen umgeben ist.

Ich habe nach meiner Ankunft erst einmal dort gefrühstückt und mir mit Hilfe der Coupons und einer kleinen Karte einen Überblick verschafft. Es gibt rund 200 Shops und ich wusste, dass ich aus Sicherheitsgründen für mein Konto auf keinen Fall Jimmy Choo betreten würde. So weit so gut, Überblick vorhanden, los geht’s. Die Läden sind täglich von 10 Uhr bis 21 Uhr geöffnet, was einem sehr viel Zeit gibt. Ich bin zuerst in die Shops gegangen, die ich am interessantesten fand, z.B. das Saks Fifth Avenue Off 5th und Barneys New York Outlet. Ich habe Manolos anprobiert, sie fühlten sich fantastisch an, aber ich habe sie doch nicht gekauft, weil die Modelle zu ausgefallen waren und ich wenn lieber ein klassisches Paar für jede Gelegenheit hätte. Wichtig: es gab Manolos im Sonderangebot und ich habe sie NICHT gekauft.

In meinem Kopf notierte ich die Sachen, die ich mir kaufen würde, wenn ich am Ende des Tages noch wollte. So spazierte ich durch sehr sehr viele Läden und war sehr stolz auf mich, dass ich kein Geld ausgab. Jeans für 20 oder 30 Dollar? Pah! Ich besitze genug Jeans. Eine gerade graue hätte ich gekauft, aber die gab es nicht. Die typisch amerikanischen Ketten wie American Apparel und American Eagle Outfitters noch billiger? Pffhh! Gar nicht mein Modestil. Die haben fast nur T-Shirts, Kapuzenpullis und Jeans. In Neonfarben!

Oh, ich war so gut. In meinem Kopf hatte ich mir vorher auf jeden Fall ein Paar Schuhe und eine Handtasche genehmigt. Der erste Punkt war wichtiger, weil ich nur mit meinen Stiefeln aus dem Winterschlussverkauf vom letzten Jahr für etwa 15 Euro in die USA gekommen bin und die Stiefel ganz sicher noch diese Woche auseinander brechen. Sie werden die Türkei leider nicht wiedersehen. Dafür fand ich bei Adidas gestern würdigen Ersatz. Neben all den Sportsachen und Turnschuhen gab es ein einziges Paar grauer Wedges in genau meiner Größe. Schuhgrößen sind hier ja auch ganz anders als in Europa und die jeweils angegebenen Größen für Europa stimmen überhaupt nicht. Da es das letzte Paar war, nahm ich es natürlich sofort mit. Durch einen Coupon aus dem Heft erhielt ich sogar noch 20 Dollar Rabatt und bezahlte 80 Dollar für die schönen grauen Lederwedges, die mich heute schon zumindest ein kleines Stück durch New York begleiten werden.

Übrigens habe ich bestimmt 10 Minuten an der Kasse gewartet, weil die Kunden vor mir so viel eingekauft haben. Die meisten Shopper gestern waren Asiaten, die unglaublich riesige Tüten herumgeschleppt haben, also entsprechend viel gekauft haben müssen. Nicht nur in den billigeren Läden, sondern genauso bei den Designern. (Einheimische waren gestern nicht so viele dort, weil, nehme ich an, gestern Abend der Super Bowl stattfand.) Merke: ich bin bescheidener als die anderen Kunden.

Tommy Hilfiger fand ich enttäuschend. Dabei hat der Shop so eine riesige Auswahl, aber die Größen kommen alle nicht hin, selbst Kleider in XS hingen an mir herunter wie Sack. Lediglich das süße Giraffentop durfte mit.
Weiter lief ich durch all die schönen Läden, durch Guess, Gap, Levis … nichts brauchte ich wirklich und kaufte daher auch nichts. Schließlich durften lediglich dicke Beinwärmer mit, die so gut zu meinen neuen Adidas-Schühchen passen.

Die Designerläden fand ich spannend, aber 1000 Dollar für einen Burburry-Trenchcoat finde ich immer noch teuer. Dolce & Gabbana haben nur verrückte, bunte Sachen, die ich nie tragen würde. Diane Von Furstenberg hat zauberhafte Alltagskleider, doch die meisten sind einfach zu kurz für meinen Job. Ich mag, dass ich einfach so in jeden Laden stiefeln konnte, ohne schräg angeschaut zu werden. Ich glaube nicht, dass ich mich in meinen fast auseinanderfallenden Stiefeln und Jeans in einen dieser Läden hier in Manhattan trauen würde.

Oh, ich war so gut. Wenig gekauft, nur kleine Sachen, die eher nötig waren. Aber ich hatte mir ja eine Handtasche erlaubt. Und es gibt sieben positive Punkte für die Sache:

1) Ich liebe Marc Jacobs -Taschen, weil die meisten sehr klassisch sind und trotzdem hübsch und das Leder sich sehr weich und gut anfühlt.

2) Ich bin in letzter Zeit gut mit Geld und habe ziemlich viel (für meine Verhältnisse) gespart.

3) Zum Glück gibt es im Outlet kein Marc Jacobs-Geschäft.

4) Sowohl Barneys als auch Saks Fifth Avenue hatten wundervolle Marc by Marc Jacobs-Taschen. Im Sonderangebot. Jede rund 100 Dollar billiger als der Originalpreis.

5) Die Taschen stammen aus der billigeren Linie Marc by Marc Jacobs und nicht aus der teuren Linie Marc Jacobs.

6) Bei Saks Fifth Avenue bekommt man an der Kasse eine Mitgliedskarte, mit der es auf Marc Jacobs noch einmal 25 % Rabatt gab.

7) In nächster Zeit stehen keine großen Ausgaben an, sondern v.a. viel viel Arbeit. Außerdem habe ich beschlossen, im Sommer meine Eltern zum “König der Löwen”-Musical nach Hamburg zu bewegen, wo die Tickets auch um einiges günstiger als auf dem Broadway sind, wo ein Platz irgendwo in der Mitte 200 Dollar kostet.

Um es kurz zu machen: am Ende kaufte ich vier wunderschöne Marc Jacobs-Taschen. Meine ersten vier. Vier. 4. Voller Stolz trug ich sie ins Hotel. Liebevoll streichele ich sie und packe sie dann zurück in ihre Stoffschutzhüllen. Ich verspreche hiermit hoch und heilig, dass ich sie die nächsten 50 Jahre benutzen werde, dafür sorgen werde, dass ihnen nichts passiert, und dass einige der billigen Plastetaschen zu Hause endlich gehen müssen.

Lieber Lieblingsmensch, wenn du das alles gelesen hast, glaube mir, dass ich nicht zu viel gekauft habe. Es war eine sehr wichtige und nützliche Anschaffung. Ich habe damit auch die schlechte amerikanische Wirtschaft unterstützt. Wegen dem guten Umrechnungskurs habe ich zusätzlich Geld gespart. In Krisenzeiten können wir die Taschen garantiert gegen Nahrungsmittel eintauschen. Ich habe in Erbstücke für unsere zukünftigen Kinder und Enkel investiert, die dann wertvolle Vintagetaschen besitzen werden. Ich habe immer noch genug Geld auf dem Konto, wir müssen den Rest des Monats nicht von purem Reis leben. Ach ja, und ich liebe dich! Mehr als alle Handtaschen zusammen (und die liebe ich schon verdammt doll).

© janavar

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4 thoughts on “Geständnis einer Shopaholic”

  1. aah so eine tolle Ausbeute !! voll schön…
    Die Schuhe sind ein Traum und das Top hat auch was cooles an sich 😉
    von den Taschen gefällt mir glaub ich die dunkelbraune am besten – wobei so richtig entscheiden könnte ich mich nicht.. XD

    LG Patricia

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