Wie man in der Türkei Post bekommt

Ich bin in letzter Zeit zum Ebay-Suchtie mutiert. Denn seitdem ich immer mehr arbeite und immer weniger Zeit zum Shoppen habe, ist es so praktisch und einfach, kleine feine Dinge online einzukaufen. Dass Shopping bei den Istanbulern auf der Liste der Freizeitbeschäftigungen ganz oben steht, sieht man schon an der unglaublich hohen Zahl von Einkaufszentren und dazu den vielen Einkaufsstraßen. Außerdem sind die Shoppingcenter unabhängig vom Wetter an jedem Abend und am Wochenende sowieso rappelvoll. Aber zum Einkaufsverhalten vielleicht ein anderes Mal. Heute soll es um ein anderes Thema gehen: die türkische Post.

Post aus Japan, besonders niedlich verpackt, wie ich finde

Als ich nach Istanbul gezogen bin, habe ich voller Freude allen meine neue Adresse mitgeteilt. Denn ich liebe Briefe und Postkarten. Früher habe ich mit meiner Mutter einen steten Briefwechsel (ca. einmal wöchentlich) und auch einen mit meiner Oma (ca. einmal monatlich) geführt. Früher war vor Istanbul. Denn in meiner ersten Wohnung kam keine Post für mich an. Gut, nicht nichts. Etwa 5 % der Post erreichte mich. Der Rest ist nie aufgetaucht. Keiner weiß warum. So etwas passiert. Ganz normal.

Kollegen lassen sich manchmal Pakete aus Deutschland schicken, die häufig verloren gehen. Mit der Paketnummer lassen sie sich bis zur türkischen Grenze verfolgen, dann verliert sich ihre Spur. Andere senden Briefe nach Deutschland, die dort nie ankommen. Angeblich lassen sich diese bis zur türkischen Grenze verfolgen, gehen dann nach türkischer Auskunft aber in Deutschland verloren. Bei Postkarten ist die Verlustwahrscheinlichkeit viel geringer, manchmal werden die aber anscheinend noch mit der Postkutsche nach Deutschland gebracht, was schonmal acht Wochen dauern kann. Aber ich habe auch schon einmal einen Brief innerhalb Istanbuls verschickt, was zwei Wochen gedauert hat, wobei noch nicht einmal der Kontinent gewechselt werden musste.

Obwohl ich der türkischen Staatspost viel Schuld gebe, verdächtige ich meine Nachbarn in der ersten Wohnung noch viel mehr, meine Sendungen gestohlen zu haben. Denn seitdem wir hier in Bakirköy wohnen, kommt die Post an. Zumindest weiß ich nichts anderes, was mich hätte erreichen sollen. Manchmal dauert es eine Weile, aber alle Postkarten und Briefe kommen an. Sobald Briefe dicker als ein beschriebenes Blatt sind, öffnet der Zoll sie und verpackt sie in einer Plastetüte mit großem Vermerk darauf. Aber er hat bisher nichts für sich behalten, nicht einmal meine Lieblingsschokolade oder Kräutersamentütchen. Sogar meine hübschen, geliebten Asos-Schuhe haben es bis hierher geschafft, vom Zoll frisch verpackt, aber vollständig und heil.

Eine Sache aber ist äußerst interessant: seitdem ich den weltweiten Versand auf Ebay für mich entdeckt habe, bestelle ich vor allem Dinge aus Hongkong, Korea und Japan und:

1) Die Post erreicht mich supermegaschnell – maximal 12 Tage dauert es, dabei liegen diese Länder doch viel weiter entfernt als good old Germany.

2) Aus Japan geht es noch schneller. Allerdings lässt der Briefträger Post aus diesem Land im Gegensatz zu den anderen nicht einfach im Hausflur liegen, sondern ich muss mit einem wirklich einfachen, uraltwirkenden vergilbten Zettel innerhalb von fünf Tagen zur Post in unserem Viertel und das Päckchen dort abholen. Wohlgemerkt: unsere Minipost hat tatsächlich von 8:30 – 12.30 Uhr und von 13:30 – 16:30 Uhr geöffnet – ich arbeite meistens mindestens von 8:30 bis 15:45 Uhr, die Fahrtzeiten kommen noch dazu. Naja, ist ja bisher gutgegangen.

3) Die Päckchen sind immer vollkommen intakt, perfekt eingepackt, nicht einmal vom Zoll berührt. Dabei steht gar nicht immer der Wert oder der Inhalt darauf. Inzwischen frage ich mich, ob ich mir eigentlich zum Test einmal gefährliche Substanzen bestellen sollte, denn offenbar interessiert das ja niemanden – solange die Sendung nicht aus der EU kommt.

Inhalt: Shampoo, aber wer kann schon wissen, was wirklich in so einer großen Flasche ist?!

Zum Test habe ich gerade eine kleine Nagellackbestellung in den USA getätigt, weil ich wissen will, ob der Zoll dabei auch strenger verfährt. Klar sind mir diese Bestimmungen trotzdem nicht:

Schokolade und Fliegengitterfenster zum Ankleben werden angeguckt, Flüssigkeiten wie Gesichtswasser aber nicht. Postkarten und handgeschriebene Briefe gehen verloren, Pakete mit Schönheitsprodukten aus Ostasien aber nicht.

Am besten suche ich mir einen Brieffreund in Asien.

Nachtrag: Mindestens genauso schlimm sind Kurierunternehmen, die nicht einmal eine Benachrichtigung hinterlegen, dass irgendwo eine Postsendung auf mich wartet. So geschehen, als ich meine Unterlagen fürs Fernstudium bekommen sollte. Das hat vier Wochen gedauert, drei Wochen davon für das Hin und Her mit dem Kurierdienst. Und das, obwohl der Lieblingsmensch alle Anrufe getätigt hat, weil er nun einmal Türkisch kann und ich irgendwann schon den Mann an der englischen Servicehotline beschimpft habe, dass er kein Englisch könne (konnte er auch nicht). Erst als der Lieblingsmensch gedroht hat, dass er nicht noch einmal anruft, um an meine Sendung zu erinnern, sondern es die Aufgabe des Kurierservices sei, das Paket zu mir zu bringen, kam es endlich an – allerdings früher als abgemacht, als ich noch nicht zu Hause war, daher beim Schneider unten im Haus abgegeben, der mir fünf Minuten lang nicht glauben wollte trotz Reisepass, dass das Paket für mich war.

© janavar

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13 thoughts on “Wie man in der Türkei Post bekommt”

  1. Oh, je! Und ich hielt die italienische Post für mies, weil Sendungen manchmal nach drei Tagen hier sind und manchmal erst nach drei Wochen, oder weil Postkarten gelegentlich nicht ankommen… aber das ist ja gar nichts gegen Deine Erfahrungen und ich werde mich nie wieder über die italienische Post beschweren.

    1. 🙂 Die italienische Post klingt ja richtig gut, obwohl: was machen die denn alle mit unseren Postkarten??? Bestimmt gibt es ein Extrahaus, wo Postboten in den Erinnerungen anderer schwelgen dürfen, wenn es ihnen mal schlecht geht

      1. Ich habe sehr lachen müssen, über den Beitrag: Post- Zustellung in der Türkei!!! Inzwischen sind beinahe 10 Jahre vergangen, ABER es hat sich bezüglich dieses Themas NICHTS VERÄNDERT!!!

  2. Oh mann, das ist echt nervig. Ich war auch mal in so einer Ebay-Phase. Das ist ein richtiger Kick 😉 Tja…..in Indien ist das auch so eine Sache mit der Post…….

    1. Das kann ich mir vorstellen. Offenbar sind wir in Deutschland richtig gut dran mit der Post – wir bleiben ein effizientes Klischee 😀

  3. Also zwischen Tunesien und Deutschland gab es solche Probleme glücklicherweise noch nie 😀 Das Schrägste war mal ein Schildkrötenpanzer…wie kann der Zoll denn das durchlassen? Ich mein die stehen unter Artenschutz und dürfen doch gar nicht ausgeführt etc. werden…Ich war schockiert, als ich das Paket aufgemacht hab*räusper*

    Bei Ebay bestell ich auch gerne 😀

      1. Ne, sowas käme mir nie freiwillig ins Haus, die armen Tiere 🙁 Ein Bekannter dachte ich würde mich freuen und hat ihn mir geschickt. Hätte nie gedacht, dass die sowas durchlassen…

  4. Hast du jemals Erfahrungen mit Päckchen aus den U.S. machen können? Bin gerade drauf und dran mir was hier nach Istanbul hin zu bestellen, nur bin ich unsicher ob Kosmetikprodukte überhaupt durch den Zoll gehen, vor allem wenn es dann aus den Staaten kommt..
    Dein Post hat mich aber ermutigt es eventuell einfach drauf ankommen zu lassen..

    1. Hallo Julia,
      ich habe tatsächlich manchmal Nagellacke von den USA in Türkei bestellt (und auch aus Asien). Die sind immer angekommen und auch nie im Zoll gelandet. Ich glaube, die Grenze liegt bei 70 oder 75 Dollar Warenwert, wenn man etwas in die Türkei bestellt. Das kannst du sicherlich nochmal nachlesen.
      Liebe Grüße

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