Watching the Bosporus

Früher wusste ich nur, dass der Bosporus einen Teil der Grenzlinie zwischen dem europäischen und dem asiatischen Kontinent bildet. Das habe ich im Geographieunterricht noch gelernt, bevor der Unterrichtsinhalt irgendwie völlig an mir vorbeigegangen ist und ich das Fach glücklich abgewählt habe.

Als ich dann vor fast drei Jahren zum ersten Mal in Istanbul war, hat es mich völlig überrascht, dass diese Meerenge sooo groß ist. Genau genommen ist er sogar 30 km lang und mindestens 700 m breit. Auf ihm schippert man vom Marmarameer bis zum Schwarzen Meer. Jeden Tag fahren unzählige Schiffe auf dem Bosporus, allerdings ist der Verkehr für die großen Tanker ganz genau geregelt. Je nach Tageszeit ist die Durchfahrt nur in eine Richtung offen, um Unfälle zu vermeiden – denn gleichzeitig gibt es auch unzählige Touristenschiffe, Fischerboote und die vielen Fähren, die zum Istanbuler Nahverkehr gehören. Außerdem legt von März bis Dezember jeden Tag mindestens ein Kreuzfahrtschiff an.

Der Name Bosporus bedeutet übrigens Rinderfurt, angeblich weil Hera Io, eine Geliebte ihres Ehemannes Zeus, in eine Kuh verwandelte und diese Io-Kuh genau über diese Meeresenge flüchtete. Inzwischen sind zu beiden Seiten des Bosporus aber nur noch Häusermassen zu sehen und im Wasser einige kleine Fische, die von fleißigen Anglern und den Möwen ständig gejagt werden.

Besonders schön finde ich den Blick von Sultanahmet und Eminönü aus. Wenn man es schafft, auf ein Gebäudedach zu gelangen (so wie ich ^^), ansonsten tut es auch der erhöhte Zipfel des Gülhane Parks, kann man ein großes Stück Bosporus beobachten. Man sieht die erste Bosporusbrücke, einige alte Sommerpaläste des Sultans an den Ufern und im Hintergrund schon die ersten Berge des Hinterlandes von Istanbul. Leider ist die Sicht an warmen Tagen Glückssache, da bleibt es oft diesig.

Und dann hatte ich wieder Glück und konnte einen schönen Sonnenuntergang mit tollem Licht erleben. Diese großen Schiffe wie auf dem Bild oben verbinden Europa mit Asien und transportieren jeden Tag tausende Menschen hin und her. Statt einer Bosporustour würde ich jedem sowieso eine billige Fahrt mit einer dieser Fähren empfehlen, denn man sieht fast dasselbe und spart eine Menge Geld und Zeit.

Irgendwann demnächst soll auch der Marmaray fertig sein, der Bahntunnel unter dem Bosporus. Im Moment gibt es außer den Fähren nur noch zwei Brücken, um auf die andere Seite zu kommen. Allerdings war die Eröffnung des Marmaray ursprünglich für 2008 geplant, was immer weiter verschoben wird. Im Moment ist von Mitte 2015 die Rede. Bis 2023 soll es nach Ministerpräsident Erdoğans Wünschen auch einen Istanbul-Kanal, also einen künstlichen Kanal parallel zum Bosporus geben. Warten wir mal ab, was und vor allem wann es passiert. Der Herr hat durchaus viele großangelegte Pläne, naja, schafft ja auch eine Menge Arbeitsplätze …

Der Sultan, und vor ihm der byzantinische Kaiser, hatte übrigens auch eine wunderschöne Sicht auf den Bosporus. Der Palast liegt direkt an der Landspitze zwischen Marmarameer, Bosporus und Goldenem Horn. Der Blick auf die Meerenge bestimmt übrigens auch Mietpreise. Je schöner die Aussicht, umso höher die Miete. Da ist es fast egal, in welchem Zustand das Haus selbst sich befindet.

So gerne ich hier auch alles beobachte, ich fahre danach auch gerne wieder nach Hause und das liegt am Marmarameer, denn da ist es nicht ganz so laut und voll (und es kostet auch weniger ^^).

© janavar

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2 thoughts on “Watching the Bosporus”

  1. So schöne Bilder! Ich wäre bei meinen 6 Stunden Aufenthalt auf dem Atatürk Flughafen so gerne ein bisschen raus gegangen… nächstes Jahr, wenn alles gut geht, muss ich Istanbul wirklich endlich mal erleben!

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