Turkey Tuesday: Sommerresidenz des Deutschen Botschafters in Tarabya

Schon zum vierten Mal war ich am Sonnabend dabei, als unser ganzes Kollegium in den wunderschönen Park der Sommerresidenz des Deutschen Botschafters in Tarabya fuhr, um dort zu grillen. Ich liebe sowohl dieses jährliche Picknick als auch den deutschen Laubpark auf dem großen Gelände, das der Sultan Abdülhamid II. dem Deutschen Reich 1880 zur diplomatischen Nutzung schenkte.

Stellt euch nur vor, was für ein wunderbares Leben der damalige Botschafter wahrscheinlich hatte. Vom Herbst bis zum Frühling kümmerte er sich um die diplomatischen Geschäfte in Istanbul, lebte im schönen, klassizistischen Botschaftspalais mitten in Istanbul – direkt am Taksimplatz – und genoss den Blick über den Bosporus und auch auf den Sultanspalast Topkapı Sarayı. Am Ende des 19. Jahrhunderts wohnten der Sultan und seine Familie sogar im der Botschaft viel näher gelegenen Dolmabahçe Sarayı.

Und in den heißen Istanbuler Sommern zog der Botschafter des Deutschen Reiches am Bosporus entlang Richtung Norden, bis zu dem ehemaligen Fischerdorf Tarabya, das im Laufe der Jahrhunderte ein florierender Erholungsort für die gehobene Istanbuler Gesellschaft geworden war. Dort weht eine kleine Brise, die den Sommer leichter ertragen lässt. Überall stehen die berühmten Holzhäuser, Köşk genannt.

Der deutsche Botschafter konnte die Aussicht aus immer anderen Perspektiven genießen, denn seine Anlage wurde terrassenförmig gestaltet. Außerdem spenden viele große Laubbäume Schatten. Dazwischen finden sich auch Palmen und sogar ein riesiger Ginkgobaum.

Heute haben die Botschafter nicht mehr so ein nettes Leben. Mal ganz abgesehen davon, dass die Botschaft sich nicht mehr in Istanbul, sondern in Ankara befindet. Das nach wie vor beeindruckende Gebäude in Istanbul ist nun das Generalkonsulat. Aber in den Sommermonaten gibt es für die Entsandten keinen langen Erholungsurlaub mehr. So werden die Gebäude in Tarabya auch weniger genutzt. In ihnen finden offizielle Anlässe statt.

Den Park nutzen vor allem Besucher der Deutschen in Istanbul. So wird er von unserer Schule einmal im Jahr für das Picknick gemietet. Ich weiß auch, dass ein deutscher Kindergarten einmal in der Woche mit den Kindern dorthin fährt und den Tag im Park verbringt. Und wir lieben alle diesen Park, in dem die Luft ein bisschen frischer ist wegen der vielen alten Bäume und der uns an ein bisschen Deutschland erinnert. Bis wir dann wieder aus dem Tor hinaustreten und direkt am Bosporus stehen.

© janavar

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