Schnee in Istanbul

Vier Tage vor Weihnachten wurde mein Wunsch erhört und heute früh hat es angefangen, hier in Istanbul zu schneien, und bis jetzt hat es nicht aufgehört. Schneeflöckchen, Weißröckchen, nun kommst du geschneit … und sowieso ist mein traditionelles Lieblingsweihnachtslied “Leise rieselt der Schnee”. Das passt!

Zwar konnte ich den Tag zunächst nicht besonders genießen, weil auf der Arbeit nicht alle so wollten wie ich und weil es auf einmal megakalt dort ist und der neue Heizstrahler nicht mehr zu finden war und weil ich direkt nach der Arbeit zu UPS stapfen musste, wobei meine dicken Stiefel durchgeweicht sind; mich zwei dumme Straßenverkäufer für Russisch gehalten haben, so dass ich ihnen mit einem plötzlich ausgezeichneten Wortschatz und ganz schlechter Grammatik zeternd erklärte, ich sei definitiv keine Russin und ob sie ein Problem mit Ausländern hätten; und die Paketserviceangestellte war auch komisch, weil sie noch einmal die englische Hotline anrief, wo man mir sagte, man würde mir gleich eine E-mail senden – was der Mann dreimal wiederholte, als ich fragte, was denn jetzt an Unterlagen noch fehle, um mein Paket endlich aus dem Zoll zu befreien – nach immer dem gleichen Satz erklärte ich dem Typen dann, er könne einfach kein Englisch, sonst würde er ja mal auf den Punkt kommen, dann habe ich den Lieblingsmenschen angerufen und dem erklärte die Angestellte auf Türkisch, dass alles in Ordnung und die Dokumente vollständig seien.

Aber danach konnte ich mich endlich dem Schnee in einem hohen genießerischen Maß widmen. Istanbul im Schnee ist einfach wunderschön, weil die Stadt auf einmal so ruhig, leer und sauber wird. Die Schneedecke lässt die Stadt für ein paar Stunden oder Tage in einen kleinen Winterschlaf versinken. Und Schnee, der liegen bleibt, gibt es nicht so häufig in dieser Riesenstadt, deren Menschen, Häuser, Autos, Fabriken … so viel Wärme ausstrahlen. Dabei sieht es am Stadtrand schon ganz anders aus, dort bleibt der Schnee, legt den Verkehr völlig lahm, kommt aber auch jedes Jahr und ist nichts so Besonderes. In der Altstadt Sultanahmet konnte ich heute keine Touristen entdecken, die Ayasofya und die Blaue Moschee standen erhaben im Schneegestöber und am interessantesten fand ich die eingeschneiten Palmen.

Die schönste Nachricht brachte der Lieblingsmensch, der heute früh mit seinem Auto zur Arbeit, wegen Glatteis aber mit dem Servicebus zurückfuhr, nach Hause: morgen ist ganz offiziell in Istanbul schneefrei an allen Schulen, d.h. wegen dem Schnee findet kein Unterricht statt. Es gab heute früh schon Probleme, die Schüler zur Schule zu bringen, weil für einige Zeit die erste Bosporusbrücke wegen dem Schnee und starkem Wind gesperrt war und die Stadtverwaltung geht da lieber kein Risiko ein, zumal die Straßen langsam alle vereisen bei rund 0 °C. Also habe ich morgen frei, kann ausschlafen, in aller Ruhe meinen Koffer packen, letzte Dinge erledigen und dann mittags mit einem Taxi zum Flughafen fahren, der von hier nur einen Katersprung entfernt ist. Weihnachten beginnt in diesem Jahr also ganz ausgezeichnet – und wehe der Weltuntergang kommt doch noch dazwischen! ^^

Die Fotos habe ich mitten in Sultanahmet gemacht. Die Kinder haben sich nach der Schule heute überall dort versammelt, wo es am meisten unberührten Schnee gab, um große Schneeballschlachten zu führen.

© janavar

Sharing is caring!

7 thoughts on “Schnee in Istanbul”

  1. Auch ich wünsche dir fröhliche Weihnachten!

    Vor allem aber einen angenehmen Flug und nette Tage im Kreise deiner Lieben. 🙂

  2. Doch bevor sie es mir erneut abjagen konnte, hat uns Frauchen ins Haus gerufen, denn nachmittags wollten wir alle noch einen großen Spaziergang machen. Schnee macht so viel Spaß, dass es schade ist, dass keiner im Haus liegt.Um das sofort zu ändern, hatte ich eine glänzende Idee.Die Menschendecke auf der Eckbank gab nach meiner letzten Attacke für richtigen “Schneefall” ja nicht mehr genügend her. Schade, es war kein “Ersatz” in Sicht, aber Frauchen hatte beim Staubsaugen die Badezimmertür einen klitze-kleinen Spalt offen stehen gelassen. Eigentlich darf ich dort nicht hinein, eigentlich…Aber, weil Frauchen gerade nicht in Sicht war, sie hatte mit dem hungrigen heulenden Dreckschlucker im Wohnzimmer zu tun, habe ich meine neugierige Nase in den Schlitz gesteckt und die Tür ein wenig aufgedrückt.

Leave a Reply to Kenya StantonCancel reply

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.