Long time no see, aber da war eine schwarze Katze!

Und plötzlich wachte ich auf und stellte fest, dass ich seit fast zwei Monaten nichts mehr geschrieben hatte … Zwei Monate sind eine lange Zeit, in der viel passieren kann. Daher lasst mich als erstes meinen neuen Liebling vorstellen: Wildkatze junior.

Die Sommerferien waren lang, das Wetter in Istanbul unerträglich heiß und da ich mir leider den Besuch von Su Ada (eine künstliche Insel mit Schwimmbad im Bosporus) nicht täglich leisten konnte, fuhr ich Ende August spontan nach Bodrum an der Ägäis. Das war aus verschiedenen Gründen vielleicht nicht meine cleverste Idee, definitiv aber eine meiner besten.

In Bodrum wurde ich am Ende der Ferien doch endlich braun; ich fuhr zum ersten Mal nach Griechenland (eine Stunde mit der Fähre bis Kos); ich lernte tauchen und schaffte nach fast einer Woche Kurs sogar meinen ersten CMAS-Stern (soll heißen: ich kann nun ohne fremde Hilfe unter Wasser bleiben und schwimme dabei nicht mit dem Bauch nach oben); ich kaufte meine erste fantastische Fake-Hermès-Birkin-Bag, die so teuer war, dass sie echt aussehen muss (wofür sie auch alle halten); ich lernte viele nette Leute kennen, fand Zugang zu meiner leicht sadistischen Ader (hey, kein Mensch erträgt zehn Verehrer auf einmal); und am Ende fand ich i h n:

Er ist das wundervollste kleine Geschöpf, das ich kenne. Ja, es war Liebe auf den ersten Blick. Bei einem Bekannten trafen wir uns eines Abends, als er aka Bodrum aka Mietze neugierig zu mir kam und auf meinen Arm wollte. Ich war der erste Mensch, zu dem er freiwillig ging. Er sah mich mit seinen riesigen orangenen Augen an, schnurrte glücklich und schon war es um mich geschehen. Ich guckte meinen Bekannten mit meinen großen grauen Augen an und schon war klar, dass Katerchen mit mir nach Istanbul kommen würde.

Und so reisten wir beide im Reisebus zurück nach Istanbul. Bodrum im Körbchen im Gepäckraum, ich oben im bequemen Klappsitz mit eigenem Fernseher. Nach fünfzehn Stunden präsentierte ich ihm sein neues Zuhause – hey, er ist das erste männliche Wesen überhaupt, mit dem ich eine Wohnung teile. Glücklicherweise harmonieren wir gut: er ist der cleverste kleine Kater der Welt. Seit dem ersten Tag geht er ohne Probleme durch die Klappe auf sein Katzenklo, er hat bisher nichts kaputt gemacht, obwohl er überall herumstreunert, und so wie er seine Spielbälle durch die Wohnung dribbelt, bin ich sicher, dass er eines Tages ein fantastischer Fußballer wird. Nachts schläft er neben mir oder auf meinen Füßen oder auf meinem Rücken. Wenn ich nach Hause komme, erzählt er mir, was er erlebt hat (ja, wir haben noch leichte Sprachprobleme). Er liebt es, Papier zu zerfetzen, auf dem Balkon in der Sonne zu liegen, den Drucker zu beobachten und in Füße zu beißen.

Er hasst alle Männer, die bisher meine Wohnung betreten haben. Noch schlimmer ist nur der Tierarzt, der mir freudig mitteilte, dass jede Katze eine andere Persönlichkeit habe, ganz schwarze Katzen aus Erfahrung aber die aggressivsten und eifersüchtigsten von allen sind, also quasi die Psychopathen unter den Katzen. Aber zum Glück sind Bodrum und ich ja ein Herz und eine Seele. Und wenn alles gut läuft, haben wir etwa zwanzig gemeinsame, fantastische Jahre vor uns. Jetzt schläft er übrigens schon auf meinem Bett und wartet auf mich zum Kuscheln.

Natürlich ist noch mehr passiert als Bodrum in den letzten zwei Monaten. Ein paar Stichwörter, die ich vielleicht in den nächsten Blogeinträgen aufgreifen werde: Fußballspiel Deutschland – Türkei; Kuchennachmittage; dekadente Freundinnentage; ein Wochenende Deutschland; schlechte Arbeitszeiten, aber dafür Zeit für Maniküre und Pediküre; Schlagerpartys; Granatapfelwein; Athen; like a model; türkisches Kabelfernsehen … stay tuned!

© janavar

(erstmals veröffentlicht am 10. Oktober 2011)

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