Last night a dj saved my life

Wenn ich gewusste hätte, wo ich lande, hätte ich meine Highheels wohl nicht angezogen. Aber so stöckelte ich gestern Abend los, um mich mit meinem besten Freund zum Essen im Şimdi zu treffen. Nach einem weiteren Kaffee nachts um elf hörten wir eine Rock ‘n’ Roll-Band in der Nina Bar und hörten von einer Freundin, dass im Babylon irgendein relativ berühmter deutscher DJ auflege, der viel mit Tierstimmen experimentiere. Das klang erst einmal wenig überzeugend, um 30 Lira für Tierstimmen auszugeben – ich meine, ich höre meiner Katze täglich umsonst zu. Aber unsere Neugierde siegte und dann standen wir doch vorm Babylon und kamen für 20 Lira hinein, weil das Event eine halbe Stunde zuvor angefangen hatte.

© wikipedia.org

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Im Babylon selbst waren zwei große Massen deutlich von einander zu unterscheiden: die Deutschen, die wild zur Technomusik von DJ Dominik Eulberg tanzten, und die Türken, die ungewohnt still standen und sich ein bisschen hin- und her wiegten. Dominik Eulberg selbst stand hinter seinem Mischpult und warf mit einer zackigen Kopfbewegung immer wieder gekonnt, aber wenig erfolgreich sein blondes Haar nach hinten, trank große Schlucke aus seiner Sektflasche und auch einige Shots und streckte zur Begeisterung des (deutschen) Publikums zwischen durch immer wieder den Arm nach oben. Links von ihm wurden Cartoons und Doodles an die Wand projeziert und rechts prangte ein großes Plakat: Goethe-Institut Istanbul, das den DJ in die Stadt geholt hatte unter dem Motto “From Germany with love”.

Und die/wir Deutschen lieben unseren Techno. Bis Eulberg um drei stoppte, tanzten wir wild zu seiner Musik, auch wenn wir irgendwie keine Tierstimmen heraushören konnten. Das türkische Publikum bewegte sich mit der Zeit auch etwas mehr und passte sich dem Rest an. Und ich konnte um drei kaum noch laufen, weil meine Fußsohlen vom vielen Aufstampfen brannten. Ganz ganz langsam schlich ich nach Hause. Aber auch vollkommen zufrieden:

Ohnehin ist mir im Februar in Berlin erst bewusst geworden (während einer durchtanzten Nacht im Felix), wie sehr ich diese deutschen Technonächte vermisse, in denen man ungestört und losgelöst von seiner Umgebung einfach nur tanzt und dabei abschaltet und entspannt. In Istanbul gibt es zwar unzählige Clubs, aber leider keine so guten DJs, die die Übergänge zwischen Musikstücken ohne Pause oder musikalisches Chaos hinbekommen oder deren Musik nicht immer einen deutlich hörbaren türkischen Einfluss hat. Und schließlich gehöre ich zu der Generation, die an Wochenenden in der Schulzeit immer in Discos in der “Techno-Bar” durchgetanzt hat (und in unserer zu jener Zeit ziemlich bekannten Kleinstadtdisco legten auch damalige Berühmtheiten wie Sylver auf) und bei der Love Parade in Berlin war ich immerhin auch einmal. Ganz zu schweigen davon, dass ich damals zu furchtbar gern eine dieser glänzenden Raver Pants gehabt hätte, die richtig schönen aber einfach viel zu teuer waren für uns auf dem Dorf. Heute träume ich von Technonächten, wenn ich die Clubnacht mit Paul von Dyk im Film “Zweiohrküken” gucke.

Aber wie gesagt, in Istanbul gibt es viel Unterhaltung, aber wenig überzeugenden Techno. Daher: Vielen Dank, Dominik Eulberg! Und liebes Goethe-Institut: Bitte bringt noch mehr DJs “From Germany with love” her, denn damit macht ihr viele Expats glücklich :-).

© janavar

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1 thought on “Last night a dj saved my life”

  1. Also ich kenne mich mit Techno gar nicht aus, aber letztes Jahr war in Goa der SUNBURN….angeblich die größte Technoparty Asiens…..3 Tage ging es und ich war mittendrin….ES WAR AFFENGEIL!!!!!

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