Es grünt so grün auf unserem Balkon

Ich liebe unsere Wohnung und hoffe heimlich, dass der Vermieter stirbt und wir sie dann von den Erben kaufen können. Mit ihren vier Zimmern, dichten Fenstern, geraden Wänden und der Superdusche mit Regendusch-, Licht-, Radio- und Whirlpoolfunktion kommt sie nah an meine Idee von Perfekt heran. Einziger Makel: der Balkon. Der ist nämlich sehr klein, winzigklein sogar, und hat bisher als Lager für Katzenfutter und den Grill gedient. Ein Tisch und zwei Stühle werden leider nie auf ihn passen, dennoch wollte ich ihn hübscher haben und habe das Projekt Balkon letzte Woche Freitag in Angriff genommen.

Hinter dem Ägyptischen Basar in Istanbul gibt es eine Ladenzeile, wo es sämtliche Grünpflanzen, Samen und Tierfutter zu kaufen gibt. Dorthin ging ich und entschied mich nach zwei Runden – ich habe versucht, so desinteressiert wie möglich zu gucken, um nicht so bereit für hohe Preise auszusehen – für ein mittelgroßes Mandarinenbäumchen. Um einiges teurer als in Deutschland, wehe das Ding lebt nicht die nächsten 80 Jahre weiter! Dazu kamen Cocktailtomaten- und Minipaprikapflanzen, Minze und zwei Salatpflanzen als Extra. Die waren hingegen günstig. Voll bepackt fuhr ich mit dem öffentlichen Bus nach Hause und schleppte die Pflanzen in zwei Etappen nach oben in den vierten Stock. Ich kann ja nicht immer nur Melonen tragen, es muss auch mal ein ganzer Baum mit leuchtenden Mandarinchen dran sein.

Der Kater fand die Pflanzen furchtbar interessant und schnupperte die ganze Zeit an den großen Tüten. Weil er sie nicht herausholte, fuhr ich nach einer kurzen Pause noch zum Baumarkt und deckte mich dort mit Blumenkästen, Lavendel, Rosmarin und Thymian sowie Torf zum Aufgießen ein. Über die Aufgießerde habe ich mich total gefreut, weil sie so leicht nach Hause zu tragen ist und dann innerhalb von zehn Minuten mit Wasser aufquillt und zu Erde wird. Trotzdem war mein Einkauf ziemlich groß und sperrig und ich hatte einige Mühe, die Tüten nach Hause zu schleppen. Aber was tut man nicht alles, wenn man ein Projekt im Kopf hat …

Zu Hause habe ich dann sofort den Balkon gefegt, die meisten Katzensachen weggeräumt, die Polster meines von Opa geerbten Liegestuhls in die Waschmaschine geworfen und den Grill und das Picknickzubehör hinter und unter dem Stuhl verstaut. Anschließend habe ich die Erde aufgegossen und auf die Blumenkästen verteilt. Frische Erde fand der Kater fast noch aufregender als die anderen Gerüche, weshalb ich die Pflanzen sehr schnell eingesetzt habe.

Allerdings steht inzwischen fest, dass Canavar am aller-allerliebsten das Rosmarin mag. Häufig nagt er an den Nadeln, steht dabei auch mal im Thymian und einmal hat er die Pflanze schon ausgebuddelt. Ich befürchte, dass sie eher nicht lange überleben wird. Die anderen Gewürze scheinen nicht so katzen-reizvoll, obwohl ich finde, dass der Lavendel sehr angenehm duftet. Gut, die Minze hängt weit oben, da kommt der Miez zum Glück nicht an.

Bisher ist übrigens keine Pflanze eingegangen und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Unser Balkon hat den Vorteil, Südwestlage zu haben und besonders viel Sonnenlicht zu bekommen. Dadurch dass er aber geschlossen ist bzw. sich nur zwei Fenster öffnen lassen, stehen die Pflanzen oft im Halbschatten und trocknen nicht so schnell aus. Bisher muss ich nur alle zwei Tage etwas gießen.

Aber offenbar mache ich bisher alles richtig, denn an den Pflanzen hängen grüne Paprika und Tomaten, und es scheint sie nicht zu stören, dass Canavar manchmal ein bisschen in der Erde scharrt. Ja, macht er, sieht man auch auf den Fotos. Dabei hatte ich kurz vorher extra noch einmal den Boden gefegt und gewischt. Allerdings schließe ich nun auch oft die Balkontür, damit er nicht zu großen Schaden anrichten kann. Außerdem habe ich seit Mittwoch etwas Angst, dass sich wieder ein Vogel auf den Balkon und von dort in unsere Wohnung verirrt. Wenn wir nicht zu Hause wären, könnte doch einiges in Mitleidenschaft gezogen werden.

Außer dem Kater hat zwar immer noch niemand von uns Zeit im nun sauberen Liegestuhl verbracht, dennoch gefällt mir unser aufgehübschter Balkon wahnsinnig gut. Er sieht so viel schöner aus. Immerhin produzieren wir nun auch eine kleine Menge Sauerstoff und werden spätestens am Ende des Sommers etwas Gemüse ernten. Wenn alles gut läuft, werden noch mehr Pflanzen dazukommen. Ich sehe einen völlig grünen Balkon vor mir.  Am besten mit mehr Blumenampeln an den Wänden, noch einem Bäumchen, ein Olivenbaum wäre toll, alles eingerahmt von Efeu oder Wein … aber so etwas muss erst durchdacht werden. Der Sommer ist noch lang.

Eine Frage hätte ich noch zum Schluss: Weiß jemand, um welche Sorte Salat es sich auf diesem letzten Foto handelt? Ich wäre für jeden Hinweis dankbar!

Heute fahren wir übrigens ins Sommerhaus von Familie Lieblingsmensch in der Nähe von Şile am Schwarzen Meer. Nur bis morgen Abend, weil der Lieblingsmensch noch keinen Urlaub hat. Wir werden hoffentlich viel am Strand liegen, baden und unseren Griechische-Inseln-Urlaub planen.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

© janavar

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6 thoughts on “Es grünt so grün auf unserem Balkon”

  1. Deine Mandarinchen sehen aus wie meine Calamondin und die sind suuuuper sauer 🙂 Mehr als 1 kann ich da nicht von essen. Aber für den Sommer genau richtig, die wirken richtig erfrischend.

    1. Ich glaube, das ist auch der richtige Name – hier wird immer alles vereinfacht ;-). Was machst du mit den Früchten denn sonst noch? Schön dass ich jetzt weiß, dass sie überhaupt genießbar sind, danke 🙂

      1. Hach wir machen eigentlich nichts weiter damit. Unsere Pflanze ist noch recht klein und trägt so etwa 15 Früchte im Jahr. Wir essen dann ab und an mal 1 und hoffen, dass sie wirklich nicht giftig sind.;-)
        Man könnte wohl Marmelade daraus machen. Das Netz ist voll von Rezepten, da findest Du sicher was. 🙂

  2. Mit den ganzen Gewürzpflanzen wird es bald auch sehr gut auf Deinem Balkon duften. Ich kann diese Pflanzattacke jedenfalls gut nachvollziehen.

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