Ein bisschen deutscher Herbst in Istanbul

Der “Deutsche Brunnen” aus dem Jahr 1900 am nördlichen Ende des Hippodroms in Sultanahmet, der Altstadt Istanbuls, zeigt deutlich, wie gut Kaiser Wilhelm II. mit Sultan Abdülhamid II. befreundet war. Die zwei Alliierten machten sich gegenseitig hübsche Geschenke.

Noch schöner und vor allem noch eindrucksvoller ist die historische Sommerresidenz des deutschen Konsulats im Istanbuler Stadtteil Tarabya, dessen Grundstück der Sultan dem Deutschen Reich 1880 schenkte. Heute gibt es dort einen wunderschönen Park, in den man nicht so einfach gelangt. Aber ich habe Glück, so einen Job zu haben, dass ich mit meinen Kollegen dort einmal im Jahr für einen Tag hinfahren darf, um Picknick zu machen. Heute war wieder dieser Tag und für mich ist diese alte Sommerresidenz mit Park d a s Naherholungsgebiet überhaupt.

In dem Park gibt es große Kastanien und Eichen, Nadelbäume, mindestens zwei Ginkobäume und dazwischen immer wieder Palmen. In den meisten Stadtteilen Istanbuls merkt man den Jahreszeitenwechsel kaum, aber inmitten so vieler Bäume ist der Herbst nicht zu übersehen. Auf dem Boden zwischen raschelndem, bunten Laub lagen stachelige Kastanien und grüne Eicheln.

Zu einer guten deutchen Residenz gehört natürlich gleich vorn ein gepflegter Rosengarten. Aber der steht zurück, wenn man die Hügel hinauf in den Park spaziert und den Soldatenfriedhof von 1916 besucht, wo sich die Gräber deutscher Soldaten befinden, die in den beiden Weltkriegen in der Region dort gefallen sind. Von dort oben hat man auch den besten Blick auf einen blauen Bosporus und die Berge auf der gegenüberliegenden asiatischen Seite.

Am liebsten würde ich viel häufiger nach Tarabya fahren, aber leider ist der Park nicht öffentlich. Anscheinend kann man einen Besuch auf dem Soldatenfriedhof beantragen, aber ich befürchte, auch das kann man nicht mehr als einmal pro Jahr machen und muss bestimmt auch einen besseren Grund haben als “im deutschen Mischwald-Park ist die Luft so frisch und sauber”.

© janavar

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